Kommentar zu Neo Magazin Royale Jan Böhmermann und Hans Meiser: Der Parodist meint es ernst

Lachen habe ich mir immer als eine Art Schutzzauber vorgestellt. Lachen, hoffte ich, vertreibt die Dummheit. Jan Böhmermann könnte man denselben Glauben unterstellen, funktioniert doch seine Sendung Neo Magazin Royale auch als unterhaltsamerer Sozialkundeunterricht, mit demselben aufklärerischen Impetus wie einst das Kabarett, wenn auch mit ungleich höherer Medienkompetenz.
Die konnte man zum Beispiel daran erkennen, dass hier der von RTL vor einigen Jahren geschasste Hans Meiser als „der kleine Mann“, gefangen in einem großen Bleistiftspitzer, auftrat, und als rechter Wutbürger Aluhut-Theorien herausbellen konnte. Eine tolle Rolle für den raubauzigen TV-Veteranen, dem man so viel Selbstironie gar nicht zugetraut hatte.
Nun ist Meiser von Böhmermanns Produktionsfirma geschasst worden, weil er dem kruden Verschwörungsblog „Watergate.tv“ Gesicht und Stimme geliehen hat. Die hier versammelten Beiträge – Beispiel: „Rothschild-Marionette Macron im Amt“ – könnten allesamt als Naidoo-Parodien durchgehen, sind jedoch ernst gemeint.
Hat es Meiser etwa ernst gemeint?
Man kann nicht so viel lachen, wie man sich gruseln möchte. Hat Meiser etwa ernst gemeint, was er in seiner Rolle als leicht erregbarer Stichwortgeber von sich gab und bei Böhmermanns Antworten auf Durchzug geschaltet? Oder ist „Watergate.tv“ einer neuen Eulenspiegelei des Neo Magazin Royale aufgesessen, die dann in der nächsten Sendung aufgeklärt wird? Das wäre zu schön, allein, wahrscheinlich ist das nicht. Schutzzauber gibt es nicht, auch das ist nur magisches Denken.