Jan Böhmermann bekommt Grimme-Preis

Marl - Der TV-Satiriker Jan Böhmermann (35) wird an diesem Freitag trotz der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Das Grimme-Institut in Marl bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch, dass es bei der Verleihung bleibe.
Mit einem Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hatte sich der ZDF-Moderator sogar die Kritik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zugezogen. Böhmermanns Formulierungen im «Neo Magazin Royale», die unter die Gürtellinie zielten, seien «bewusst verletzend» gewesen, rügte die Kanzlerin.
Für einen anderen Aufreger wird er dagegen ausgezeichnet: Für seine freche Fake-Fake-Satire rund um den Mittelfinger des griechischen Ex-Finanzministers Yanis Varoufakis soll der 35-Jährige am Freitag (18.00 Uhr) in Marl den Grimme-Preis entgegennehmen. Böhmermann hatte in der Griechenland-Krise Verwirrung gestiftet, als er behauptete, ein umstrittenes Youtube-Video mit Varoufakis gefälscht zu haben.
Böhmermann gebühre das Verdienst einer großen Medienkritik, hatte die Grimme-Preis-Jury ihre Entscheidung begründet. Er habe die Medienrepublik in Aufruhr versetzt und dafür gesorgt, dass es einen Moment des Innehaltens gegeben habe. Für Böhmermann ist es bereits der zweite Grimme-Preis.
Beim Grimme-Preis sind in diesem Jahr die privaten Programmanbieter ungewöhnlich stark vertreten. Bei der Verleihung im Marler Stadttheater erhält RTL eine der renommierten TV-Auszeichnungen für die Spionageproduktion «Deutschland 83». Preise gibt es auch für den VOX-Mehrteiler «Club der roten Bänder». Der erstmals für besondere journalistische Leistung vergebene Grimme-Preis geht an den Südwestrundfunk (SWR) für die Recherche «Tödliche Exporte». Seinen vierten Grimme-Preis erhält Olli Dittrich mit der WDR-Produktion «Schorsch Aigner - der Mann, der Franz Beckenbauer war». (dpa)