Jack

21.02.2018, 23:01
Hauptdarsteller Ivo Pietzcker (2.v.l.) 2015 in Berlin bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises neben Regisseur Edward Berger. Foto: Kay Nietfeld
Hauptdarsteller Ivo Pietzcker (2.v.l.) 2015 in Berlin bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises neben Regisseur Edward Berger. Foto: Kay Nietfeld dpa

Berlin - Tagelang irren der zehnjährige Jack und sein kleiner Bruder allein durch Berlin. Die Kinder sind ganz offensichtlich verzweifelt, haben Hunger und brauchen einen Schlafplatz - doch keiner der Passanten im Großstadt-Gewimmel beachtet die beiden. Mit seinem Kindheitsdrama „Jack”, das am Donnerstag um 22.25 Uhr bei 3sat läuft, erzählt Regisseur Edward Berger eine leise und schmerzhaft realistische Geschichte.

Es geht um Vernachlässigung, emotionale Überforderung und die Last der Verantwortung, die Jack tragen muss. Dabei kommt Bergers berührender und bedrückender Film ganz ohne erzählerische Effekte aus. Das Drama lebt von dem herausragenden jungen Jack-Darsteller Ivo Pietzcker (Jahrgang 2002) und einem zurückhaltenden, sachlichen Stil.

Jack hat am letzten Schultag vergeblich darauf gewartet, dass ihn seine Mutter Sanna (Luise Heyer) aus dem Heim abholt. Als es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit einem anderen Heimkind kommt, haut Jack ab. Er beschließt, seinen sechsjährigen Bruder Manuel (Georg Arms) allein von einer Freundin der Mutter abzuholen und nach Hause zurückzukehren. Doch dort öffnet niemand die Tür. Saana hat einen Mann kennengelernt und ist mit ihm auf Achse. Jack und Manuel ziehen los, um die Mutter zu suchen. Es beginnt eine Odyssee durch die Stadt, auf der Jack nie die Hoffnung aufgibt - die Hoffnung auf ein besseres Leben.

„Kinder wie Jack kann man überall treffen, in jeder Fußgängerzone, auf jeder Einkaufsmeile”, sagte Regisseur Berger („Frau2 sucht HappyEnd”), als er seinen Film im Berlinale-Wettbewerb erstmals vorstellte. Das Drehbuch schrieb er zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Nele Mueller-Stöfen.

„Die Vernachlässigung von Kindern, das ist ja ein wichtiges und großes Thema, mit dem sich unsere Gesellschaft auseinandersetzen muss”, so Berger. „Aber der Film soll keine Anklage sein, wir wollen nicht agitieren. Für uns steht hinter der Geschichte vor allem diese Frage: Was können wir uns von der Kraft des Jungen abgucken?”

In Ivo Pietzckers fulminantem Spiel wird die Stärke, aber gleichzeitig auch die ungeheure Verletzlichkeit dieses Kindes sehr deutlich. Eines Nachts sieht Jack, dass endlich wieder Licht in der Wohnung der Familie brennt. Er packt seinen Bruder, rennt nach Hause - und der Zuschauer hofft mit ihm, dass jetzt alles wieder gut wird. (dpa)