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Italien meine Liebe

26.06.2016, 22:01
Das Städtchen Tropea an der Küste Kalabriens. Foto: ZDF/Steve Kfoury/doc.station/Arte
Das Städtchen Tropea an der Küste Kalabriens. Foto: ZDF/Steve Kfoury/doc.station/Arte ZDF/Steve Kfoury/doc.station/Arte

Rom/Berlin - Jeden Tag ins Büro gehen und am Bildschirm sitzen, statt mit dem Kutter auf Langustenfang zu gehen? „Ich würde nie tauschen”, sagt Fischer Steven. „Ich verdiene lieber 1000 Mal weniger und mache das, was mir gefällt.” Seinem Onkel Giovanni geht es genauso. Ihr Arbeitsort ist die Westküste Sardiniens.

Die fünfteilige Doku-Reihe „Italien, meine Liebe” (Arte, vom 27.6. bis 1.7., jeweils 19.30 Uhr) zeigt das Sehnsuchtsland der Deutschen von bekannten Seiten, aber auch so, wie viele es noch nicht gesehen haben dürften. Regisseurin Emanuela Casentini präsentiert ihre Heimat vor allem aus der Sicht der Bewohner.

„Ich möchte zeigen, warum die Menschen, auch die Protagonisten, Italien lieben”, erläutert sie. Die Küsten spielen dabei für die Filmemacherin eine wichtige Rolle. „Sie liegen mir am Herzen.” Und so nimmt die inzwischen zweite Staffel der Reihe die Zuschauer mit auf eine Reise durch Sardinien, Kalabrien im äußersten Süden, ins „grüne Herz” nach Umbrien, ins Cilento und die Basilikata sowie in die rauen Abruzzen.

Die Geschichten, die das Land zu erzählen hat, sucht die Regisseurin bei den Menschen. Unaufdringlich beobachtet sie mit der Kamera die Einheimischen beim Zubereiten typischer Speisen wie etwa den Schwertfischrouladen von Scilla in Kalabrien oder bei der Pflege alter Traditionen im Bergmassiv Aspromonte an der südlichsten Stiefelspitze Italiens, wo die Menschen noch Grekaniko sprechen und auch junge Leute den griechischen Dialekt wiederentdecken.

Dabei geht es aber nicht immer um die schönen Seiten von Bella Italia. So gehört etwa Kalabrien mit seinen idyllischen Stränden und kulinarischen Köstlichkeiten zu den ärmsten Gegenden des Landes. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, und viele junge Leute verlassen ihre Heimat, um woanders ihr Glück zu suchen. „Ich möchte keine Stereotypen zeigen, sondern wie das Land, wie die Italiener ticken”, sagt Casentini. „Italien hat viele Probleme, aber die Menschen gehen häufig lockerer damit um.”

Und so erzählt die Reihe, die immer wieder per Drohne aufgenommene Luft-Aufnahmen zeigt, auch das Beispiel von Marianna und Matteo: Sie ging zum Studieren in den Norden, er war jahrelang Kellner auf einem Kreuzfahrtschiff. Inzwischen sind beide zurück an der Costa Viola, um den Tourismus in der Region mit anzukurbeln. Zusammen mit Matteos älterem Bruder Rocco betreiben sie ein Strandrestaurant. Marianna hat sich das offensichtlich gut überlegt: Zwar hätten junge Menschen im Norden bessere Arbeitsmöglichkeiten. „Dafür gibt es hier die Ruhe und ein unbeschwertes Familienleben. Deshalb bin ich zurückgekommen und geblieben”, sagt sie.

Im Vordergrund der Reihe stehen natürlich die Sehenswürdigkeiten, die Spezialitäten, das Besondere des Landes, das tatsächlich aus so vielen unterschiedlichen Landstrichen besteht. Und in dem Menschen leben wie die die Künstlerin Pina, die als „Muralistin” Alltagsszenen aus dem Leben Sardiniens auf die Mauern der Dörfer rund um das Örtchen Bosa malt. Oder Raimondo, der Autodidakt. Er stellt traditionelle sardische Instrumente her, etwa die jahrtausendealten Launeddas aus Rohrschilf. Auch über Kräuter weiß er Bescheid und liebt die Ursprünglichkeit der Region.

Wie schon für die erste Staffel, die unter anderem an den Küsten Liguriens, der Toskana oder Apuliens entlangführte, war Casentini mit ihrem kleinen Team monatelang unterwegs. Und wie findet man all die Menschen, die dann auch noch bereit sind, ihr Leben vor der Kamera auszubreiten? „Ich lese viele Zeitschriften. Original-Zeitschriften”, verrät die Filmemacherin. Dabei fallen ihr oft kleine Anmerkungen in Nebensätzen auf: „Und dann muss ich natürlich vor Ort schauen.” (dpa)