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Immer Ärger mit Opa Charly

22.09.2016, 22:01
Jana (Inka Friedrich) und Opa Charly (Ulrich Pleitgen, M) begutachten das zum Verkauf stehende Anwesen des Wissenschaftlers Thomas (Tobias Oertel. Foto: Johannes Krieg/ARD Degeto
Jana (Inka Friedrich) und Opa Charly (Ulrich Pleitgen, M) begutachten das zum Verkauf stehende Anwesen des Wissenschaftlers Thomas (Tobias Oertel. Foto: Johannes Krieg/ARD Degeto Johannes Krieg/ARD Degeto

Frankfurt - Der Titel verrät nur die halbe Wahrheit. „Immer Ärger mit Opa Charly” verspricht schon auf den ersten Blick, ein lustiger Freitagabend-Streifen zu werden.

Das stimmt soweit auch. Doch nach und nach entpuppt sich der ARD-Spielfilm als Romanze. Das Erste läutet mit ihm am Freitag ab 20.15 Uhr das Wochenende ein.

Ulrich Pleitgen gibt den Großvater. Ein linker Öko, der vermummt mit ein paar Komplizen Grün ins Stadtdickicht von Frankfurt bringen will. „Unser Kampf gegen den Betonkapitalismus fängt gerade erst an.” Das Ganze passiert nicht wirklich auf legale Weise - Stichwort: Guerilla Gardening. Mit in seinem Team ist die Enkelin, was wiederum deren Mutter und Charlys Schwiegertochter Jana auf die Palme bringt.

Die Situation eskaliert, als Jana Tochter und Schwiegervater ein weiteres Mal bei der Polizei abholen muss. Kurz zuvor hat die Enkelin ihren Opa noch fotografiert, als er vor den Augen der Polizisten mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger das Siegeszeichen in den Nachthimmel reckt. Jana schmeißt Charly aus der gemeinsamen Wohnung. Der ersteigert kurzerhand das Haus eines Biologen, der nach Mauretanien will - zwecks Krokodilforschung. Skeptisch wie die Airline-Managerin ist, kommt sie mit zur Besichtigung.

Es kommt, wie es kommen muss: Jana (Inka Friedrich) verknallt sich in den Wissenschaftler Thomas Lorenz (Tobias Oertel). Nur zulassen will sie es nicht: „Ich habe mich in meinem Leben eingerichtet.” Erst zickt sie ihn an. Dann stolpert sie, er fängt sie auf. Schließlich küssen sie sich beim Baden im See. Drehbuchautorin Nicole Walter-Lingen verarbeitet bekannte Szenen, ohne wirklich neue Ideen. Die Theatralik, mit der Friedrich die gestresste alleinerziehende Mutter und Managerin spielt, wirkt dabei manchmal ebenso fehl am Platz wie die Unsicherheit, die der naturverbundene Charly vorgibt, als am Ufer auf einmal die Tiergeräusche immer lauter werden.

Regisseur Marcus Ulbricht wiederum hat es leicht, die Kontraste in Szene zu setzen: Hier der geschäftige Flughafen, an dem Jana arbeitet. Da das Haus in einem Wäldchen im Spessart mit See vor der Haustür, in das Charly flüchten will. Hier Jana im Business-Outfit mit weißer Bluse und Rock. Da der Biologe mit legerem Shirt und dezentem Waldschratlook samt dichtem Bartwuchs. Und Frankfurt an sich bietet genügend Betonwände, denen die Guerilla-Gärtner ihre Blumen gegenüberstellen können - sowie Dachterrassen, von denen aus man wunderbar Panoramaaufnahmen der Skyline im Abendlicht filmen kann.

In all der Idylle hakt es jedoch an allen Enden: Die Bank genehmigt Jana keinen Kredit für den Hauskauf. Ihre Tochter ist schlecht in der Schule. Der Ex-Mann bringt sie immer wieder zur Verzweiflung. Auf ihre Gefühle lässt sie sich nicht ein, dafür aber Thomas ziehen.

Doch während Charly seine Schwiegertochter als peniblen und sturen Kontrollfreak beschreibt, sieht der Biologe in ihr von Anfang an eine Traumfrau zum Verlieben - der Garant fürs Happy End. Einzig von dem Haus, um das sich die Hauptcharaktere und die ganze Geschichte drehen, bekommt der Zuschauer seltsamerweise recht wenig zu sehen. (dpa)