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"Hart aber Fair" zum Gesundheitswesen "Hart aber Fair" zum Gesundheitswesen: Am besten ist man reich - und bleibt gesund

Von Thomas Geisen 26.09.2016, 21:37
Moderator Frank Plasberg lud erneut zu seiner Sendung „Hart aber Fair“ ein.
Moderator Frank Plasberg lud erneut zu seiner Sendung „Hart aber Fair“ ein. imago

Der Patient bleibt krank, der Arzt kassiert. So suggerierte Frank Plasberg in der „hart aber fair“-Sprechstunde, in der es wieder einmal ums Gesundheitswesen und seine Kosten ging. Was also ist die Wahrheit? Der Arzt ein Gierhals, der die Patienten unter Druck setzt, oder Panikmache bei einem System, das weltweit zu den besten zählt?

Die Anamnese

In der Runde wurde, bei aller Fachkompetenz, eine altbekannte Klage aufgewärmt: Die teuren Extras bei den IGel-Leistungen sind nur dazu da, dem mutlosen und verunsicherten Patienten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Oft nicht nötig, manchmal sogar schädlich.

Die Diagnose, ein Rundgang durch die „TV-Praxis“

In Raum 1 saß Professor Karl Lauterbach, SPD-Vize, dessen Klage über die „Zwei-Klassen-Medizin" bekanntermaßen schon chronisch ist – wie sein Auftreten bei „hart aber fair“, er war nämlich schon zum 15. Mal bei Plasberg.

Sein Kampf gegen die Ärzte, Kassen und Pharmakonzerne ist so legendär wie seine Gelehrtenflieg, die verwegene Strähne auf der Stirn, sein aufreizendes rheinisches Näseln. „90 Prozent der IGel-Leistungen sind unsinnig, grenzwertig oder gar schädlich.“

Als Beispiel wurde der PSA-Bluttest bei der Prostata-Untersuchung genannt. Typisch für Lauterbach auch die in allen Talkshows beliebte Studienhuberei, bei der man selbst als interessierter Laie den Überblick, wenn nicht gar den Glauben verlor, zumal die Diskutanten stets widersprachen, die Aussagen in Zweifel zogen, Gegengutachten benannten.

In Raum 2 trafen wir auf Eckart von Hirschhausen, Mediziner mit dem Fachgebiet „Humor hilft heilen“, Zusatzkenntnisse als Moderator, Zauberkünstler, Kabarettist, Comedian, Schriftsteller. Auch schon zum dritten Mal in der Montags-Talkrunde, in denen er bislang gegen Impfgegner, Geistheiler, Homöopathie und Sterbehilfe zu Felde zog.

Der Vielbeschäftigte klagte über die Ökonomisierung des Gesundheitssystems. „Wer nicht bei drei auf dem Baum ist, kriegt ein neues Knie eingebaut“, so seine Einschätzung. Er sprach von einem enormen Vertrauensverlust im Arzt-Patienten-Verhältnis, in dem der Kranke gegenüber dem Mediziner schon sehr viel Mut aufbringen müsse, um auf seinen Rechten zu bestehen und die Wahlleistungen abzulehnen.

In Raum 3 wartete Anette Dowideit auf Gehör. Die Wirtschaftsjournalistin mit den Spezialgebieten Gesundheits- und Pflegebranche hält IGel-Leistungen für Abzocke, wirft den Ärzten Einschüchterung vor.

Sie durfte erstmal nichts mehr sagen, als sie auf ihr bald erscheinendes Buch hinwies. Plasberg verwies auf die Buchmesse im Oktober - und Anette Dowideit war raus aus der Runde – zumal ja auch viel über die Prostata geredet wurde.

In Raum 4 behandelte Rudolf Henke: Internist; Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer; Vorsitzender des Marburger Bundes und Präsident der Ärztekammer Nordrhein; CDU-Bundestagsabgeordneter. „Wer medizinisch behandelt werden muss, kommt notfalls noch am selben Tag dran.“

Er wies den Vorwurf der Ökonomisierung der Medizin zurück: „Wir verkaufen keine Ware.“ Und er sah die Glaubwürdigkeit der Ärzteschaft beschädigt- aber nicht durch die Mediziner, sondern die Kritiker. Schon gar nicht würden Ärzte und Praxispersonal wie eine Drückerkolonne agieren.

Und am Ende vom Flur, Raum 5, wartete Andreas Gassen. Der Orthopäde; Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung verteidigt die IGeL-Leistungen. Nur, weil die Wahlleistungen neu seien und sie bezahlt werden müssen, sollte man nicht gleich bloße Geschäftemacherei unterstellen.

Und er nahm den Kranken sozusagen als Kronzeugen für die Aufrichtigkeit der Ärzte: Die Zusatzleistungen würden in einem offenen Gespräch angeboten, und: „Der Patient ist doch nicht doof.“

Die Therapie

Eckart von Hirschhausen entwarf eine medizinische Roadmap, den Leitfaden für den mündigen Patienten. Man solle fragen:
Wo ist der Nutzen (für den Patienten)?
Wo ist der Schaden?
Wo ist der Beleg für eine Behauptung?
Was passiert, wenn wir abwarten?
Fragen Sie den Arzt, ob er die Therapie auch für sich, seine Mutter, seine Kinder machen würde.

Das Fazit

Die Sendung verlief diszipliniert, der Patient, pardon, der Zuschauer allerdings bleibt verwirrt, genervt. Alle Argumente schon 1000 Mal gehört. Also: am besten ist, man ist reich und bleibt gesund.