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Professor bei "Hart aber Fair" "Hart aber Fair" mit Frank Plasberg: "Rauchen ist gegen Gefahr des Smartphones ein Klacks"

Von Max Müller 11.09.2018, 12:23
Thomas Heinze, Prof. Manfred Spitzer, Anne-Sophie Briest, Frank Plasberg, Jöran Muuß-Merholz und Yvonne Gebauer bei „Hart aber Fair am 10.09.2018 in Köln.
Thomas Heinze, Prof. Manfred Spitzer, Anne-Sophie Briest, Frank Plasberg, Jöran Muuß-Merholz und Yvonne Gebauer bei „Hart aber Fair am 10.09.2018 in Köln. imago stock&people

Köln - Smartphones in Schulen: unabdingbar für die digitalisierte Zukunft oder torpedieren sie den Lernerfolg? So lautete zwar nicht der Titel der Sendung, gleichwohl liefen die Diskussionen bei „Hart aber fair“ am Montagabend in der Regel auf diese zwei Standpunkte hinaus.

Anlass war ein Gesetz in Frankreich, wonach Smartphones für Schüler bis zum Alter von 15 Jahren verboten werden.

Heinze sammelt Smartphones seiner Kinder ein

Die Gäste: fein säuberlich nach Meinung getrennt. Ganz links saß Manfred Spitzer, Psychologe und Buchautor der „Smartphone-Epidemie“. Er will Smartphones schnellstens in den Giftschrank verbannen – zumindest für Jugendliche, die noch nicht erwachsen sind. Er zitierte einige Studien (das tat er später noch öfter), in denen nachgewiesen worden sei, dass „Smartphones die Gefahr für Diabetes und Demenz erhöhen“. So würden sie einen gesunden Schlaf stören und Lernen erschweren. Er verstieg sich gar zu der Aussage, dass „das Rauchen gegen die Gefahren des Smartphones ein Klacks ist.“

Das bestritt Medienpädagoge Jöran Muuß-Merholz, halbrechts sitzend, vehement und zweifelte die Wissenschaftlichkeit der Studien an.

Schauspieler Thomas Heinze, der räumlich und meinungsmäßig neben Spitzer saß, sammelt nach eigener Aussage eine Stunde vor dem Schlafen die Handys seiner 14 und 15 Jahre alten Kinder ein. Konsequenterweise macht er das mit seinem eigenen Apparat aber nicht.

Wenn Schauspielerin Anne-Sophie Briest ihrer Tochter das Smartphone wegnehmen würde, hätte sie vermutlich ein mittelschweres Problem. Denn die 15 Jahre alte Faye Montana ist Youtube-Star.

Briest ist grundsätzlich für den Einsatz von Smartphones in Schulen: „Es ist aber wie so oft im Leben, alles muss in gemäßigten Bahnen ablaufen.“ Studien-Zitier-Maschine Spitzer verwies auf eine Untersuchung aus London, wo nachgewiesen wurde, dass Schüler ihre Leistungen steigern konnten, wenn Smartphones verboten wurden. Den Einwand von Briest, dass ihre Tochter in dem Fall nicht mal wüsste, wann und wo sie Vertretung habe oder wie sie Lerngruppen organisieren soll, konterte er: „Das ist illegal.“ Eine Schule dürfe sich nicht via Smartphone organisieren. Ob das stimmt, konnte nicht geklärt werden. Eine kurze Konsultation des Smartphones hätte hier weiterhelfen können.

Youtube-Star Faye Montana hat reale Freunde

Yvonne Gebauer (FDP), NRW-Bildungsministerin, befürwortete Smartphones an Schulen. Da das aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit auch schon vorher klar war und die Argumente auch nicht wirklich neu waren („Kinder auf die Zukunft vorbereiten“), erinnerte Moderator Frank Plasberg sie an die vielen anderen Probleme an Schulen, besonders in NRW: fehlende Investitionen in Sanierungen, soziale Gefälle, Integrationsprobleme, Lehrermangel. Zu diesen Themen hätte man natürlich auch eine Sendung machen können.

Zum Ende der Runde wurde dann Faye Montana, Youtuberin und Tochter von Briest, zugeschaltet. 320.000 Abonnenten hat sie auf ihrem Kanal. Dass die von der linken Seite des Tisches vertretene These, wonach zu viel Smartphone-Gedaddel die sozialen Kontakte einschränke, nicht stimmt, ließ sich daran sehen, dass ihre Freundin unbedarft im Hintergrund des Skype-Gesprächs zu sehen war.

Anne-Sophie Briests Tochter will Abitur online machen

Es gibt sie also wohl noch, die echte, in der Realität praktizierte soziale Interaktion unter Jugendlichen. Montana berichtete, dass sie wahrscheinlich bald die Schule verlasse und das Abitur online macht. Mutter Briest schien das nur unter Bauchschmerzen zu goutieren. Plasberg wollte wissen, wieviel sie auf ihr Handy schaut. „Sehr viel“, sagte sie und grinste dabei leicht schuldig.

Es fiel stellenweise extrem schwer, der vorhersehbaren Diskussion zu folgen. Das linke Podium betonte unentwegt die Gefahren, rechts standen die Chancen im Mittelpunkt. Dazwischen saß Briest, die sich nicht so recht entscheiden konnte. Wohl dem, der parallel zur Sendung ein paar hintergründige Texte zu dem Thema auf dem Smartphone durchlesen konnte.