"Hart aber fair" "Hart aber fair" mit Frank Plasberg: Auch Privatpatienten müssen mal warten
Köln - „Warten zweiter Klasse - was bessert sich für Kassenpatienten, Herr Spahn“, so lautete das Thema der ersten „Hart aber fair“-Sendung der vierten Merkel-Regierung. Neid auf Privatpatienten, ein drängendes Thema? Eher doch ein Small-Talk-Aufreger, wie das Wetter oder der Rundfunkbeitrag. Ob Frank Plasberg noch die letzten Ausläufer der großen Grippewelle mitnehmen wollte? Oder hoffte man vielmehr, dass Jens Spahn seine herausgehobene Rolle nützen würde, um noch mal, salopp gesagt, einen rauszuhauen?
Plasberg ließ es sich jedenfalls nicht nehmen, den neuen Gesundheitsminister, als gar nichts mehr half, auch noch einmal auf seine Hartz-IV-Bemerkungen anzusprechen. Vergeblich. Spahn war an diesem Montagabend auf Konsens gebürstet. Behauptete doch tatsächlich, er hatte nur darauf hinweisen wollen, wie stolz wir auf unsere Solidargemeinschaft sein können.
Und was ist mit der Frau, die eine Petition ins Leben gerufen hat , die den CDU-Politiker dazu auffordert, einen Monat lang von Hartz IV zu leben? Mit der, pariert Spahn, habe er längst telefoniert. Man werde sich demnächst treffen und miteinander sprechen. Und dann fragte Spahn den Moderator, ob seine Sendung nicht auch von Debatten leben würde? Touché.
Deutsche sind Rekordhalter bei Arztbesuchen
Woraufhin die einzige, kleine Debatte dieser Sendung folgt: Es geht darum, ob Privatpatienten nun auch eine Solidargemeinschaft bilden, oder nur individuelle Wetten auf ihre Gesundheit abgeschlossen haben. Darüber bleibt das letzte Wort unausgesprochen. Wahrscheinlich, weil es niemand mehr interessiert hat.
Natürlich vertreten eine Mutter von drei Kindern, die für diese keine Praxis findet, und der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung unterschiedliche Sichtweisen. Vor allem aber wird an diesem Abend differenziert. Wir lernen: Auch Privatpatienten müssen mal warten. Viele Ärzte lassen sich gerne dort nieder, wo Besserverdienende wohnen.
Auf dem Land locken Kleinstädte Ärzte dagegen schon mit Geldprämien. Aber so weit geht der Mangel nicht: Die Deutschen sind immer noch Rekordhalter, was Arztbesuche angeht. Der eingeladene Landarzt wettert gegen unnütze Igel-Leistungen. Der Gesundheitswissenschaftler antwortet auf die Frage, ob er sich denn gegen die Grippe habe impfen lassen, mit einem schlichten: Nö. Und die Investigativ-Journalistin vergleicht private Krankenversicherungen mit Camemberts im Supermarkt, was leider keiner versteht.
Und am Ende versucht Plasberg, Jens Spahn mit einem Witz über den neuen Heimatminister aus der Reserve zu locken. Erneut: vergeblich.