Endstation Glück

Berlin - Was passieren kann, wenn drei Frauen nach vielen Jahren wieder aufeinandertreffen, das kann man im Film «Endstation Glück» bestaunen, der an diesem Freitag (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist.
Die drei Damen konnten sich in der Schulzeit zwar nicht leiden, aber Freundinnen sind seit einer gefühlten Ewigkeit trotz allem geblieben.
Da ist Helene (Gundi Ellert), die sich mit ihrem frisch pensionierten Gatten vorgenommen hatte, eine Weltreise zu machen, bis hoch zum Nordkap und bis hinunter nach Feuerland. Aber nach seinem Hinscheiden fällt die Reise flach, stattdessen erbt Helene einen kreditfinanzierten, stillgelegten Landbahnhof im Südschwarzwald - und sonst nicht eben viel. Ihre alleinerziehende Tochter Corinna (Julia Nachtmann) ist ihr auch nicht gerade eine Stütze.
Dann ist da die Buchhändlerin Luise (Barbara de Koy), die ganz in ihrem ganz eigenen Kosmos aus alten Büchern und gewagten Theorien über das Sterben lebt - bis ihr die Wohnung gekündigt wird. Und dann gibt es noch Rosina (Gudrun Landgrebe), ein ehedem gefeierter Musicalstar, dem die Engagements ausgegangen sind und der nun aus den USA in die Heimat zurückkehrt.
Wunderbarerweise beschließen die drei grundverschiedenen Frauen, zusammen in den geerbten Bahnhof zu ziehen - zumindest zeitweise. Dort haust allerdings der ehemalige Eisenbahner Arthur (André Jung), mit einem Wohnrecht auf Lebenszeit, und er versucht erfolglos, die spontane WG zu verhindern.
Alsbald gesellt sich auch noch Helenes chaotische und alleinerziehende Tochter Corinna (Julia Nachtmann) dazu, derweil Rosina mit ihrem Vater Victor (Gunnar Möller) zu kämpfen hat. Der alte Herr lebt im Altersheim, ist gar nicht so dement, wie alle glauben - und er hadert noch immer mit der Berufswahl seiner Tochter, die er für eine Tingeltangeltänzerin hält und der er ausgerechnet Luise als Vorbild vorhält.
Die Schauspielerin Gudrun Landgrebe (65, «Der Mann ohne Schatten», «Weinberg») ist eine gute Besetzung für die Rolle der Rosina: «Rosina ist eine schillernde, schlagfertige, unverschämte, aber gleichzeitig auch empfindliche und verletzliche Person», sagte Landgrebe im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Sie schlittert ständig in Situationen hinein, in denen sie sich behaupten muss, auch und gerade in der Konfrontation mit den anderen beiden Frauen. Von denen kann und will ja keine mit den jeweils anderen zusammenleben, und mit denen geht sie auch nicht gerade zimperlich um.»
Das Wiedersehen mit dem Schauspieler Gunnar Möller (87; «Ich denke oft an Piroschka», 1955) weckt ein wenig Wehmut an vergangene Zeiten, und er hat noch immer eine charismatische Ausstrahlung. Das gilt auch für seine Filmtochter Landgrebe, die als kapriziöse Rosina so schöne Sachen sagen darf wie «Diplomatie ist die Kunst, jemanden so zur Hölle zu schicken, dass er sich auf die Reise freut. Ich dagegen bevorzuge, dass jeder weiß, dass es in die Hölle geht.» (dpa)