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TV-Tipp Eine Tote in der Hüpfburg - ZDF-Krimi „Ostfriesenfeuer“ 

Ein Serienmörder geht um an der Nordsee und bringt die Ermittler an den Rand des Abgrunds. Düsterer Samstagskrimi mit starker Hauptdarstellerin.

Von Johannes von der Gathen, dpa 24.05.2023, 15:37
Ann Kathrin Klaasen (Picco von Groote) erinnert sich an die Ereignisse in der Nacht des ersten Mordes am Osterfeuer.
Ann Kathrin Klaasen (Picco von Groote) erinnert sich an die Ereignisse in der Nacht des ersten Mordes am Osterfeuer. Sandra Hoever/ZDF/dpa

Berlin - Im Reigen der ZDF-Regionalkrimis kommt die Ostfriesland-Reihe eher sarkastisch und morbide daher. Dieses Format ist eine Art diabolischer Gegenspieler zur jovial-komischen Mördersuche bei „Friesland“. Auch diesmal ist die Stimmung auf Moll runtergedimmt: Zu Beginn hören wir den späten Johnny Cash mit brüchiger Stimme klagen. Christoph Willbrandt (Thomas Ziesch) trauert auf dem Friedhof um seine Tochter Ines und wird kurz danach Opfer eines Verbrechens.

Dabei sollte es doch eigentlich ein glücklicher Auftakt werden: Die Kommissarin Ann Kathrin Klaasen (Picco von Groote) feiert Hochzeit mit ihrem Kollegen Frank Weller (Christian Erdmann), am Abend gibt es ein schönes Osterfeuer am Strand. Nur leider entdeckt Klaasens Kollege Rupert (Barnaby Metschurat) am nächsten Morgen menschliche Knochen in der Glut. Da rücken dann die ersehnten Flitterwochen für das frisch vermählte Polizisten-Pärchen in ganz weite Ferne. Die neue Folge „Ostfriesenfeuer“ läuft am Samstag um 20.15 Uhr im Zweiten.

Verregnetes Psychodrama

Ein Serienmörder geht um an der Nordsee, und alles hängt mit dem vermeintlichen Drogentod der 19-jährigen Ines zusammen, die von Newcomerin Pauline Pollmann („Notruf Hafenkante“) gespielt wird. Die Norddeutsche war gerade erst bei den Filmfestspielen in Cannes im Historiendrama „Jeanne du Barry“ an der Seite von Johnny Depp zu sehen. Sehr viel weniger galant geht es in diesem verregneten Psychodrama weiter.

Der dubiose Krimiautor Johannes Klar (Manuel Harder), von den Einheimischen auch despektierlich „Horror-Hannes“ genannt, hatte wohl eine Liaison mit Ines. Er wird bald tot aufgefunden, und nicht viel besser ergeht es Michaela Warfmann (Sophie Pfennigstorf), für die Ines als Babysitterin gearbeitet hat. Perfiderweise platziert der Mörder ihre Leiche in einer Hüpfburg für Kinder - da ist dann richtig Stress im Dorf.

Regisseur Marcus O. Rosenmüller („Sarah Kohr“; „Der Taunuskrimi“) und Drehbuchautorin Marija Erceg haben jede Menge Dramen und Verwicklungen in den Fall reingepackt, präsentieren uns eine ganze Riege von Verdächtigen, und nicht alle Versatzstücke passen zusammen. Dabei steht die Suche nach dem einwandfrei pathologischen Mörder nicht unbedingt im Vordergrund.

Kommissarin wird von Visionen heimgesucht

Viel interessanter ist das Psychodrama, das sich immer mehr auf die Kommissarin Klassen fokussiert. Die 1981 geborene Kölnerin Picco von Groote spielt - nach Christiane Paul und Julia Jentsch - in der seit 2017 laufenden „Ostfriesland“-Reihe zum zweiten Mal die Ermittlerin, deren Hochzeitseuphorie so schnell verweht wie der Sand in den Dünen. Sehr glaubwürdig verkörpert sie eine Frau, die extreme Emotionen verarbeiten muss. Immer wieder wird sie von Visionen heimgesucht. Dabei gerät ihre ganze Existenz ins Wanken, und es fällt sogar ein Schatten auf ihren gerade erst geschlossenen Bund fürs Leben.

Der Psychopath hat es schließlich auf Klassens schwer pubertierenden Sohn Eike (Laurids Schürmann) abgesehen, der mit der verstorbenen Ines befreundet war. Da kommt dann bei der Kommissarin ein Mutterinstinkt hervor, der alles andere dominiert. Eine so verletzliche und gleichzeitig kämpferische Ermittlerin sieht man nicht alle Tage.