Don Jon

18.01.2018, 23:01
Don Jon (Joseph Gordon-Levitt) und Barbara (Scarlett Johansson) bei einem heißen Balztanz. Foto: ZDF/Daniel C. McFadden
Don Jon (Joseph Gordon-Levitt) und Barbara (Scarlett Johansson) bei einem heißen Balztanz. Foto: ZDF/Daniel C. McFadden dpa

Berlin - Manchmal ist die Fälschung eben doch besser als das Original - etwa was den Sex angeht. Wer will schon Blümchensex, wenn er willige Schlampen haben kann - auch wenn es nur im Porno ist, Jon Martello (Jospeh Gordon-Levitt) zumindest nicht.

Er bekommt zwar die heißesten Bräute ins Bett, danach aber klappt er jedes Mal seinen Laptop auf, um zu einem Internetporno zu masturbieren. Er ist damit glücklich, seine neueste Flamme Barbara (Scarlett Johansson) nicht.

Selbstironisch erzählt Joseph Gordon-Levitt in seinem Regie-Debüt „Don Jon” (3sat, 22.35 Uhr) von der Pornosucht seiner Titelfigur, die ebenso routiniert masturbiert und danach ein Kleenex in den Papierkorb wirft, wie sie die Wohnung penibel sauber hält, das Auto auf Hochglanz trimmt und den Körper im Fitnessstudio aufpumpt. Sonntags beichtet Jon seine Sünden und arbeitet die Ave-Marias und Vaterunser beim Hantelstemmen ab. Schmieriger als er ist maximal noch das Gel in seinem Haar. Gordon-Levitt spielt diesen Proll aus New Jersey mit großartiger, etwas dümmlicher Coolness.

Dann trifft er eines Tages die absolute Traumfrau Barbara, die auch noch Sugarman heißt. Jons Ehrgeiz ist geweckt, doch die Barbie-Frau lässt ihn nicht so recht ran. Sie hat eine aus romantischen Komödien gespeiste Vorstellung von Liebe und Beziehungen. Barbara bringt John dazu, eine Abendschule zu besuchen und sich mit ihr Liebesfilme anzuschauen. Kaugummikauend, mit ihren vollen Lippen und immer etwas zu großen Ohrringen gibt Barbara äußerlich das Luder, ziert sich aber wie ein braves Schulmädchen.

Irgendwann hat Jon sie trotzdem soweit. Reichen tut ihm der Sex mit der Traumfrau nicht, wieder klappt er seinen Laptop auf, Barbara erwischt ihn, ist entsetzt, gibt ihm eine Chance und verlässt ihn dann doch. Jon ist zwar gekränkt, aber doch recht glücklich, als er in seine alte Routine zurück darf. Schließlich empfindet er seine Sucht nicht als Qual. Und die etwas labile und wesentlich ältere Esther (Julianne Moore) gibt ihm neue Einblicke in die Welt der Pornos und der Liebe.

Mit ironischer Distanz inszeniert Gordon-Levitt dieses schlüpfrige Sujet ohne jegliche moralische Wertung. Während der britische Regisseur Steve McQueen die Sexsucht in „Shame” als kühles, für seinen Helden verhängnisvolles Drama in Szene setzt, wählt Gordon-Levitt die Komödie, in der Pornos für Jon eine harmlose Selbstverständlichkeit sind. Er geht nicht der Frage nicht nach, lässt sie nicht einmal aufkommen, ob Pornos ein Ersatz für ein Defizit sind. Das ist angenehm unverkrampft.

Aber dem Film fehlt ein wenig die Finesse. Die Gratwanderung zwischen Sex-Komödie und der Frage nach der wahren Liebe und Bedeutung von Intimität gelingt nicht wirklich, auch wenn „Don Jon” am Ende etwas Tiefe abgerungen wird. Sehenswert machen den Film die beiden Hauptdarsteller und Julianne Moore mit ihren großartigen, klischeehaften Darstellungen. (dpa)