"Das Jenke-Experiment" "Das Jenke-Experiment": RTL-Reporter lässt sich ins Gefängnis einsperren.

Köln - „Wenn du möchtest, können wir jetzt einfach abhauen“, sagt die blonde Frau. „Das geht nicht“, erwidert Jenke von Wilmsdorff mit ernster Miene. Denn der RTL-Reporter geht für sein „Jenke Experiment“ (Montag, 21.15 Uhr, RTL) für zwei Wochen ins Gefängnis und verabschiedet sich von seiner Frau, als ginge es wirklich um eine langjährige Haftstrafe. „Das ist wie in einem schlechten Film“, sagt sie nach dem Abschied – und trifft den Nagel damit auf den Kopf. Da haben sie bei RTL ein bisschen dick aufgetragen.
Was dann folgt sind die üblichen Selbsterfahrungs-Szenen, untermalt mit dramatischen Texten aus dem Off - „Ich bin im Knast. Eingesperrt allein unter Gangstern. Unter einem Dach mit Schwerverbrechern.“ Dabei sind die Momente, in denen er den Alltag im Gefängnis, die lange Zeit in der Zelle, die Monotonie, die Sehnsucht nach Selbstbestimmtheit schildert, sogar interessant. Doch Szenen wie der Abschied zu schwülstiger Musik machen den guten Eindruck kaputt.
Das übliche Muster
Ansonsten folgt die Sendung dem üblichen Muster. Einige Fakten – 65000 Inhaftierte in Deutschland in 184 Gefängnissen, davon 4000 Frauen -, und Gespräche mit Betroffenen, die wie immer der interessanteste Teil des Experiments sind. Jenke von Wilmsdorff spricht mit Stefan, Anfang 40, der die Hälfte seines Lebens im Gefängnis verbracht hat. Er trifft die Eltern eines Mordopfers. Peter und Anne Jöken haben ihre Tochter verloren, die von ihrem Lebenspartner erschlagen wurde. Wie wichtig ist die Höhe der Haftstrafe für diese Menschen? Sehr, sehr wichtig, gibt ihnen das doch ein Gefühl, „ein bisschen Gerechtigkeit“ zu erfahren. Es sind diese Szenen, in denen es um die Frage geht, ob es eine gerechte Bestrafung überhaupt geben kann und wie diese aussehen muss, die berühren und nachdenklich machen.
Welche Erkenntnis bringt es, Harald K. kennenzulernen, für den „der Knast sein Zuhause“ ist, und der nach Entlassungen sofort wieder Straftaten begeht, um zurückkehren zu können? Interessant sind dann noch einmal das Gespräch mit einer Jugendrichterin, mit Betreuern in einem Wohn-Projekt für jugendliche verurteilte Straftäter und auch der Besuch einer Gefängnisinsel in Norwegen, die ein Modell abseits unseres Strafvollzugs darstellt.
Hier bewegen sich die Gefangenen frei und können nach ihrem Job ihre Zeit frei gestalten. Die Rückfallquoten dort sind sehr viel niedriger als im Rest des Landes und auch in Deutschland. Da kommt das „Jenke Experiment“ der spannenden Frage näher, wie eine Gesellschaft mit denen umgehen soll, die sich nicht an ihre Regeln halten. Leider sind solche Augenblicke selten.
Am Ende darf man dem glücklichen Paar von Wilmsdorff dabei zusehen, wie sie sich in die Arme fallen und in den Sonnenuntergang fahren.