Bye-Bye Beatrice: Eine Generation dankt allmählich ab

Mainz - Als Heide Keller 1981 den Job auf dem ZDF-„Traumschiff” als Chefstewardess Beatrice von Ledebur antrat, bestand das deutsche Fernsehen nur aus ARD, ZDF und den dritten Programmen. Das Privatfernsehen steckte noch in der Vorbereitung.
Deswegen war es kaum eine Frage, dass die opulente neue ZDF-Reihe mit dem Duft der großen, weiten Welt gleich ein Publikum von mehr als 20 Millionen Zuschauern in ihren Bann ziehen würde - verlässliche Quoten von damals gibt es nicht mehr.
Die gebürtige Düsseldorferin Heide Keller ist dem ZDF-Aushängeschild seitdem treu geblieben und hat damit praktisch alle anderen Protagonisten altgedienter TV-Stoffe abgehängt: Auch Dauer-Darsteller Marie-Luise Marjan (76), seit 1985 Mutter Beimer in der ARD-„Lindenstraße” oder Ulrike Folkerts, die seit 1989 als Lena Odenthal (55) im ARD-„Tatort” Gangstern ein Schnippchen schlägt, können ihr nicht das Wasser reichen, genauso wenig wie Jan Fedder (62), als Polizist Dirk Matthies seit 1990 im „Großstadtrevier” der ARD im Einsatz.
Michael Ande (72), von 1977 bis 2016 Assistent des „Alten” im ZDF, machte immerhin nach 39 Jahren Schluss. Horst Schimanski prägte seit 1981 mit Götz George, der 2016 starb, das Gesicht des Ruhrpott-„Tatorts” und machte mit seiner Figur bis 2013 in einer eigenen Reihe weiter. Claus-Theo Gärtner (73) verschliss von 1981 bis 2013 als Privatdetektiv Matula in der ZDF-Krimiserie „Ein Fall für zwei” mehrere Anwälte an seiner Seite. Wolfgang Bahro (56), der einzige aus der Urbesetzung des privaten Dauerbrenners „Gute Zeiten, schlechte Zeiten” hält immerhin schon seit 25 Jahren durch.
Ein schönes Zitat von Heide Keller steht in der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Das neue Blatt”, warum sie denn überhaupt „Das Traumschiff” verlasse. „Ich wollte von Bord gehen, solange ich die Gangway noch auf Stöckelschuhen verlassen kann.” Vor einem Jahr starb Produzent Wolfgang Rademann, der einst den Luxusliner vom Stapel ließ. „Wolfgang hat mir sicher zugehört und zugenickt”, ergänzte die gebürtige Düsseldorferin in der „Bild”-Zeitung. „Aber wenn er da gewesen wäre, wer weiß, ob er mich nicht umgestimmt hätte.”
Über eine neue Besetzung sei noch nicht entschieden, hieß es vom Sender bereits am Mittwoch. Wie historisch ihre Rolle inzwischen ist, verdeutlichen Zahlen: Keller erlebt mit Sascha Hehn nach Günter König, Heinz Weiss und Siegfried Rauch den vierten Kapitän an Bord. Die „Amadea” ist nach der „Vistafjord”, der „Astor”, der „Berlin” und der „Deutschland” der fünfte Luxusliner, auf dem sie ihren Dienst tut. Vermutlich hat sie als deutschsprachige Schauspielerin in 80 Ausfahrten mehr Länder gesehen und mehr Kilometer zurückgelegt als alle anderen Kollegen.
Heide Kellers andere Engagements sind überschaubar: Sie hatte Auftritte in der Ulkreihe „Klimbim” (1978), in den früher prominenten Serien „Manni, der Libero” (1982), „Berliner Weiße mit Schuß” (1989), auch bei Verfilmungen von Rosamunde Pilcher oder Inga Lindström. Für die Jubiläumsfolge zum 30. Geburtstag des „Traumschiffs” schrieb sie unter dem Pseudonym Jacques Dueppen das Drehbuch. Woher kommt dieser Name? „Dueppen war der Nachname meiner Lieblingstante Katharina”, erläuterte Keller in einem Gespräch mit dem „Sonntag-Express”. „Und Jacques kommt von meinem Großvater, der Jakob hieß.”
Keller wird jetzt noch in drei Folgen zu sehen sein. Zum einen im April im Jubiläumsfilm zum 35. Geburtstag, der nach Tansania führt. Außerdem sind noch zwei weitere Stücke mit ihr zu Weihnachten und Neujahr 2018 vorgesehen. Die Ziele sind Los Angeles und Uruguay. In welcher Reihenfolge die gesendet werden, ist noch offen. (dpa)