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Tatort in der Kritik ARD-Tatort: Kein Krimi und viel Schwarz-Weiß-Malerei

Von Anne Burgmer 09.04.2017, 19:47
Im Tatort aus Franken muss sich Felix Voss (Fabian Hinrichs) unter die Geflüchteten mischen.
Im Tatort aus Franken muss sich Felix Voss (Fabian Hinrichs) unter die Geflüchteten mischen. BR/Bildarchiv

Der Fall

In einer Flüchtlingsunterkunft in Bamberg kochten die Bewohner gemeinsam, die Stimmung war bestens. Dann flog ein Brandsatz durch Fenster, ein Mann wurde schwer verletzt, eine Frau starb. Sie saß in einer Vorratskammer fest, hatte keine Chance, den Flammen zu entkommen. Um herauszufinden, ob sie jemand absichtlich dort eingeschlossen hatte, befragte Kommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) die Geflüchteten. Weil diese jedoch Angst hatten, mit der Polizei zu sprechen, schleuste sich Felix Voss (Fabian Hinrichs), der gerade von einem Verwandten-Besuch in Tschetschenien zurückgekehrt war, als Asylsuchender ein. Besonders zu dem jungen Syrer Basem (Mohamed Issa) entwickelte sich ein enges Verhältnis.

Die Auflösung

Zwei Fragen galt es in diesem Fall zu klären: Wer warf den Brandsatz? Und wurde Neyla absichtlich in dem Raum eingesperrt? Für den Brandanschlag war der Rechtsradikale Benjamin Funk (Frederik Bott) verantwortlich. Angestiftet zu der Tat hatte ihn allerdings Unternehmer Sascha Benedikt (Hans Brückner). Der hatte der Stadt das Haus, in dem die Flüchtlinge untergebracht waren, vermietet, wollte aber durch das Feuer noch mehr Geld von der Versicherung einstreichen.

Die Tür zum Vorratsraum hatte indes niemand absichtlich verriegelt. Durch die große Hitze ließ sich das mit einem Magnet gesicherte Schloss nicht mehr öffnen.

Die Ermittler

Zugegeben, die familiären Verbindungen zu Tschetschenien von Kommissar Vos und sein daraus resultierender Undercover-Einsatz wirkten doch arg konstruiert, sie eröffneten dem Film aber einen interessanten und neuen Blickwinkel. Denn die sich anbahnende Freundschaft zu dem jungen Bassem, dessen Geschichte und die sich aus der Situation ergebenden Konflikte für Felix Voss gehörten zu spannenderen Aspekten dieses „Tatorts“. Das Ende mit Bassems Tod war dann allerdings leider erstens erwartbar und zweitens völlig überzeichnet. Schade.

Fazit

An „Tatort“-Folgen, in denen Flüchtlinge eine wichtige Rolle spielen, mangelte es in der Vergangenheit nicht. Autor Holger Karsten Schmidt beleuchtete in „Am Ende geht man nackt“ (Regie: Markus Imboden) das Thema von vielen Seiten – und zeigt auf, dass die Diskussion über „die“ Flüchtlinge den Blick auf die Einzelschicksale verstellt. Allerdings neigte er bei der Figurenzeichnung zur Schwarz-Weiß-Malerei und schreckte auch nicht davor, das ein oder andere Klischee auszugraben. Dennoch war es ein Film, der nachdenklich machte und auch unangenehme Fragen an unsere Gesellschaft aufwarf. Ein Krimi allerdings war der Fall, wie häufig beim „Tatort, nicht.