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TV-Tipp "Der gute Weg" ARD: Düsterer "Tatort" im Milieu der Berliner Clans - Vorschau

Von Michael Kohler 05.05.2019, 11:02
 Nina Rubins (Meret Becker) Sohn Tolja (Jonas Hämmerle, li.) wurde bei einem Einsatz der Streifenpolizei angeschossen.
 Nina Rubins (Meret Becker) Sohn Tolja (Jonas Hämmerle, li.) wurde bei einem Einsatz der Streifenpolizei angeschossen. rbb Presse & Information

Köln - „Tatort wollen Sie nicht sehen?“, fragt Robert Karow (Mark Waschke) seine Chefin, doch Nina Rubin (Meret Becker) hat gerade andere Sorgen. Ihr Sohn Tolja (Jonas Hämmerle), Polizeianwärter im Streifendienst, wurde bei einem Einsatz angeschossen und sitzt zitternd im Notarztwagen. Dabei hatte alles ganz harmlos mit einer nächtlichen Ruhestörung begonnen. Am Ende sind ein libanesischer Mafioso und eine junge Polizistin tot, und nicht nur Tolja zweifelt daran, dass dies lediglich ein blöder Zufall war.

Vermutlich ist es auch kein Zufall, dass man den Berliner „Tatort“ eigentlich immer sehen will – oder zumindest sehr viel dringender als die meisten anderen. Das liegt am Hauptstadt des Verbrechens-Flair der Reihe, aber vor allem an Meret Becker und Mark Waschke, die gemeinsam (und jeweils für sich) eine weitgehend konkurrenzlose „Tatort“-Mischung aus Kotzbrocken und Kompetenz darstellen.

Im aktuellen Fall dauert es zwar arg lange, bis Beckers Kommissarin endlich „ein schrecklicher Verdacht“ beschleicht – aber das mag man der gramgebeugten Mutter ausnahmsweise zugestehen.

Es geht um libanesische Clans

Die eigentlichen Helden sind ohnehin die Streifenpolizisten, die für wenig Geld und noch weniger Anerkennung ihr Leben an den Berliner Kiez verlieren. Am Anfang wirkt „Der gute Weg“ sogar wie eine auf rechtschaffen gedrehte Version des Gangsterdramas „4 Blocks“ mit der libanesischen Hauptstadt-Mafia als Lieferant illustrer Nebenfiguren. Am deutlichsten wird die Verbindung bei Rauand Taleb, der in „4 Blocks“ den Laufburschen Zeki und im „Tatort“ nun einen Polizistenmörder spielt.

Allerdings wechselt Drehbuchautor Christoph Darnstädt rasch die Perspektive und zeigt, was das Leben auf der Straße aus dem reifen Streifenpolizisten Harald Stracke (Peter Trabner) macht. Mit dieser Figur betritt der „Tatort“ ein Reich der Düsternis, zu dem sich die libanesische Clanwelt wie ein fröhliches Familienfest verhält.