Früher ganz anders geredet AfD-Chef Alexander Gauland bei Markus Lanz in Talk-Show zu Gast - Moderator konfrontiert ihn mit Vergangenheit

Hamburg - Er gehörte zu den großen Siegern der Landtagswahlen in Brandenburg und in Sachsen: AfD-Chef Alexander Gauland. „Wir sind auf dem Weg, die bürgerliche Volkspartei zu werden“, erklärte er am vergangenen Wochenende jubelnd.
Nun saß der 78-Jährige am Mittwochabend bei Markus Lanz im Studio – und stellte sich dort nicht nur kritischen Fragen. Er musste sich zudem auch mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, der Zeit vor der AfD also. Und die hält einige Überraschungen parat.
Früher, das war vor 2013, als Gauland noch Parteimitglied der CDU war (über 40 Jahre lang) und eine Stütze des Systems: Staatssekretär in Hessen, „ein hochgeschätzter Intellektueller“, wie Markus Lanz den heutigen AfD-Chef Alexander Gauland in die Sendung einführte. Doch dann folgten die Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Donald Trump – tiefe, tiefe Gräben entstanden. Und aus Staatssekretär Alexander Gauland wurde der Bundessprecher der AfD, jemand, der Angela Merkel eine „Diktatorin“ nannte.
Markus Lanz konfrontiert Alexander Gauland mit CDU-Vergangenheit
Im ZDF-Talk am Mittwoch stand natürlich auch die Wahl im Osten im Mittelpunkt. Es ging um die Frage, warum die AfD dort so erfolgreich agiert. Gauland erklärt: „Wir profitieren von den Fehlern der anderen, wir sind das Sprachrohr.“
So richtig interessant wurde die Sendung aber in dem Moment, als Markus Lanz seinen Talkgast Alexander Gauland auf seine CDU-Vergangenheit ansprach.
AfD-Chef Gauland war 1993 für „liberale, tolerante Einwanderungspolitik“
Als es um das Thema Migration ging, hielt ihm Moderator Markus Lanz nämlich einen alten Zeitungsartikel von 1993 vor. Darin hat sich Alexander Gauland für eine „liberale, tolerante Einwanderungspolitik“ ausgesprochen, hat sich also ganz anders zu Migration geäußert, als er es nun in der „Alternative für Deutschland“ tut. „Was ist seitdem passiert“, wollte Markus Lanz wissen.
„Wir haben inzwischen eine völlig veränderte Welt“, entgegnete Alexander Gauland. Es hätte 1993 eben keine „Massenemigration aus Afrika“ gegeben. Lanz aber hakte weiter nach: Er spüre einen „fundamentalen, radikalen Richtungswechsel“ in der Weltanschauung von Alexander Gauland.
Denn in demselben Artikel hat Gauland auch begründet, warum die CDU damals nicht mit den rechtsnationalistischen Republikanern koalieren sollte: „Ressentiment ist kein Programm“, habe er damals geschrieben. Das sei „destruktiv“.
Alexander Gauland rechtfertigt AfD-Wortwahl
Gauland wirkte kurzzeitig etwas sprachlos, die Fassade des knallharten AfD-Mannes, dessen Partei heutzutage mit Begriffen wie „Kopftuch-Mädchen“ oder „Messer-Männer“ um sich wirft, bröckelte.
Doch Gauland versuchte sich herauszureden und erklärte, dass eben eine „Zuspitzung im politischen Kampf“ herrsche. Begriffe wie „Messer-Männer“ seien durchaus zu vertreten, und seien kein Ressentiment.
Alexander Gauland von Publikum ausgelacht
„Würden Sie bestreiten, dass Sie Ressentiments schüren“, fragte Lanz freiheraus. „Ja, immer“, antwortete Alexander Gauland. Durch das Publikum ging ein Raunen und Gelächter, viele nahmen die Aussage offensichtlich nicht für voll.
„Wir drehen uns doch im Kreis und das ist auch argumentativ nicht sehr überzeugend“, erklärte Markus Lanz und sprach in diesem Moment wohl vielen Menschen aus der Seele. (mg)
(Dieser Artikel erschien zuerst bei express.de)