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TV-Kritik "Hart aber fair" mit Frank Plasberg TV-Kritik "Hart aber fair" mit Frank Plasberg: Mit Glühwein gegen den Terror

Von Barbara Cepielik 23.11.2015, 22:26
Frank Plasberg diskutierte am Montag mit seiner Runde über den Umgang der Deutschen mit der Terrorangst.
Frank Plasberg diskutierte am Montag mit seiner Runde über den Umgang der Deutschen mit der Terrorangst. Screenshot ARD-Mediathek Lizenz

Köln - Am Anfang ein kleiner Junge im Kindergartenalter, der seinen Vater ungläubig fragt, ob Kerzen und Blumen gegen die ganze bösen Männer mit den Waffen helfen. Am Ende ein Video des Islamisten Pierre Vogel, der sich auf Youtube von Attentaten distanziert. Frank Plasberg zog bei „Hart aber fair“ alle emotionalen Register. Die Gäste servierten gediegene Seriosität - bis an die Grenze der Beliebigkeit.

Es diskutierten – am dritten Tag, an dem in Brüssel wegen Terrordrohungen keine U-Bahnen fuhren und sogar Schulen geschlossen wurden:

Holger Münch, Bundeskriminalamt

Stephan Mayer, CSU

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, FDP

Bruno Schirra, Autor von „Der globale Dschihad“

Jörg Radek, Polizeihauptkommissar

Der häufigste Satz in 90 Minuten: „Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Deutschland muss seine freiheitliche Gesellschaftsordnung schützen und verteidigen.“

Den heitersten Satz steuerte ein Zuschauer bei: „Dagegen hilft nur ein Schluck Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt.“

Den bedrohlichsten Satz sagte Bruno Schirra: „Die Dschihadisten sind stolz darauf, eine Stadt wie Brüssel mit Terror in Geiselhaft genommen zu haben, solche Situationen werden zu unserem Alltag gehören. Ich nehme diese Leute ernst.“

Die kühlköpfige Einschätzung von BKA-ChefHolger Mönch: „Es gibt eine höhere Kontrolldichte, wir gehen jedem Hinweis nach. Die Personaldecke reicht nicht für eine Überwachung der 430 sogenannten Gefährder, aber wir sehen sehr viel genauer hin. Die Auswertung von gespeicherten Telefondaten helfen uns nach Attentaten, schneller Strukturen und Netzwerke zu erkennen. Auslöser für junge Leute, sich Islamisten anzuschließen, ist nicht in erster Linie die religiöse Botschaft, sondern es sind die einfachen, radikalen Botschaften, die bei Verunsicherten verfangen.“

Der nachdenklichste Satz kam von Zekeriya Altug: „Die Moscheegemeinden müssen umdenken, wir müssen jenseits der vorhandenen Projekte für Aussteiger früher eingreifen. Aber das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das ist Sozialarbeit.“

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zur Forderung nach mehr Überwachung: „Nicht alles, was möglich ist an Datensammlung, ist auch tatsächlich wirkungsvoll. Ein Rechtsstaat muss Grenzen ziehen – aber auch da, wo es um persönliche Grundrechte geht, achtsam sein.“

PolizeihauptkommissarRadek bemängelte die knappe Personalsituation bei der Polizei, sagte aber auch: „Ich will zeigen, dass ich mir meine Lebenslust nicht nehmen lasse, wir lassen uns nicht in die Knie zwingen von Terroristen.“

Und eine politische Forderung gab es auch - vom CSU-Politiker Stephan Mayer: „Bund und Länder müssen mehr für Prävention tun, vor allem in den Haftanstalten, da werden Kleinkriminelle zu Salafisten.“

Die Zuschauer holten sich einen Schluck Glühwein und überlegten, ob sie demnächst die Playstation 4 nutzen sollen, wenn sie wirklich unentdeckbar Informationen verbreiten wollen.