TV-Ausblick TV-Ausblick: Neue Gesichter beleben 2013 das Fernsehen
Halle (Saale)/MZ. - 2013 ändert das Fernsehen sein Gesicht - viele Charakterköpfe verschwinden vom Bildschirm. Das Aus ereilt unter anderen die ZDF-Kommissarin Rosa Roth, gespielt von Iris Berben, den Krimiklassiker "Ein Fall für zwei" mit dem altgedienten Privatdetektiv Josef Matula (Claus Theo Gärtner), und die Krimiveteranen Schmücke und Schneider (Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler) aus dem "Polizeiruf 110" der ARD. Dabei ist keineswegs jeder Abschied freiwillig: Einige gehen, andere werden gegangen.
Fernsehstar Iris Berben hat nach 19 Jahren schlichtweg keine Lust mehr auf die Krimireihe "Rosa Roth". "An der Spitze des Erfolges sollte man aussteigen", sagt die 62-Jährige. Siegfried Rauch (80) geht aus Altersgründen als "Traumschiff"-Kapitän von der Brücke, Claus Theo Gärtner (69) macht lieber eine Weltreise als ewig den Matula zu spielen, und Guido Knopp, der die ZDF-Zuschauer jahrelang mit Geschichtsdokumentationen beglückt hat, wird am 29. Januar 65 und geht in den Ruhestand.
Andere Abgänge waren und sind von Missklängen begleitet. Für Stirnrunzeln sorgte allenthalben der Beschluss von Nina Kunzendorf, den "Tatort" aus Frankfurt am Main nach nur fünf Fällen schon zu verlassen. Angeblich war die Schauspielerin unzufrieden mit ihrer Rolle als schriller Kommissarin Conny Mey. Dagegen werden Jaecki Schwarz (66) und Wolfgang Winkler (69) in Zwangsrente geschickt: Seit 1996 waren sie als Kommissare Schmücke und Schneider im "Polizeiruf 110" aus Halle im Einsatz, 2013 ist Schluss. Nach dem Aus klagte Schwarz, sie beide seien dem Verjüngungswahn im Fernsehen zum Opfer gefallen und hätten gerne weitergemacht.
Die Liste der Abgänger ließe sich fortsetzen. So kegelt das ZDF die Serien "Forsthaus Falkenau" (gestartet 1989) und "Der Landarzt" (1987) ebenso aus dem Programm wie die erst sechs Jahre alte Krimireihe "Kommissar Stolberg".
Zudem gilt es unter Experten als ausgemacht, dass mindestens eine der ARD-Talkshows 2013 auf dem Fernsehfriedhof landen wird - als Wackelkandidaten gelten vor allem die Sendungen von Reinhold Beckmann und Anne Will.
Aber macht dieses Köpferollen auch den Weg frei für innovative Formate? Eine Erneuerung wäre mehr als angebracht, denn zuletzt trat das TV-Programm ziemlich auf der Stelle. Die Sender setzten lieber auf bewährte Formate wie "Bauer sucht Frau" (RTL) oder "Um Himmels Willen" (ARD), als etwas Neues zu riskieren. Das ZDF gelobt immerhin Besserung: "In den Genres Show und Fiktion erhöht der Sender seine Innovationsfrequenz", verspricht das Zweite für 2013 und 2014. Und tatsächlich weckt die geplante satirische Sitcom "Lerchenberg" Hoffnung: Sie dreht sich um den Comebackversuch eines abgehalfterten Stars (gespielt von Sascha Hehn) beim ZDF und erinnert an moderne US-Serien wie "30 Rock".
Davon abgesehen verheißt ein erster Ausblick auf das Programmjahr 2013 kaum neue Impulse. Stefan Raab etwa, der bis vor einer Weile noch als das kreativ-geniale Köpfchen der Branche galt, fällt nichts Besseres ein als eine eigene Karnevalssitzung auf ProSieben. RTL setzt auf neue Staffeln von "Deutschland sucht den Superstar" oder "Rach, der Restauranttester" - alles schon mal da gewesen.
Da sind die Guttenberg-Satire "Der Minister" (Sat.1) oder die Premiere von Til Schweiger als neuem "Tatort"-Ermittler nur Tropfen auf den heißen Stein. Ob 2013 nicht nur ein Jahr der Abschiede, sondern auch eines der Neuanfänge wird, darf also bezweifelt werden.