«Türkisch für Anfänger» in der ARD «Türkisch für Anfänger» in der ARD: Integration auf unkorrekt-humorvolle Art

Hamburg/Berlin/dpa. - Auf dem für die ARD problematischen, aus Werbeeinnahmen finanzierten Sendeplatz um 18.50 Uhr ist dann weiterhin das Geschickeiner deutsch-türkischen Patchwork-Familie im heutigen Berlin zuverfolgen.
Mit dabei sind ein konservativer Papa und eine lockere Mama, mitKindern aus verschiedenen Verbindungen, die sich kräftig zoffen, aber auch schon mal ebenso kräftig untereinander verlieben. Schon übt Macho-Filius Cem, wie man am elegantesten einen Büstenhalter aufknöpft. Der beste Freund stellt sich als geduldiges Übungsobjekt zur Verfügung.
«Ein harter Kampf, eine Zitterpartie» sei es gewesen, dieseFortsetzung gegen alle Bedenken zu wagen, heißt es beim Bayerischen unk (BR). Der Sender musste zehn Prozent der Kostenherausrücken, die die ARD-Werbung nicht zahlen wollte. Aber «ichwehre mich einfach, ein Qualitätsprodukt wegen zwei Prozent fehlendem Marktanteil abzuservieren», meint BR-Redakteurin Bettina Reitz. «Wir müssen auch Dinge wagen, deren eigentliche Zeit vielleicht noch kommt.» Die Qualität der Produktion wurde in diesem Jahr durch einen Grimme-Preis und die Nominierung für die Goldene Rose von Luzernbestätigt.
Allerdings: Auch «Zwei Engel für Amor» war für einen Grimme-Preisnominiert, aber der Flop dieses einmal geplanten «Berlin, Berlin»-Nachfolgers ist bei 5,3 Prozent Marktanteil unübersehbar und wirdsicherlich keine Fortsetzung haben. «Natürlich, wenn so was floppttrotz eines der anerkannt besten Drehbuchautoren und allseitigerAnerkennung durch die Kritik, muss nachgedacht werden», meint dazuNDR-Redakteur Bernhard Gleim, Executive Producer bei den «Engeln»ebenso wie bei «Türkisch für Anfänger».
Schon «Das Geheimnis meines Vaters» genügte mit 9,2 ProzentMarktanteil den Quotenansprüchen nicht, und das freitäglicheingeschobene «Beste aus meinem Leben» nach den Kolumnen von AxelHacke brachte es am Ende auf gerade 5,3 Prozent.
Eine gewisse «allgemeine Serienmüdigkeit» meint Gleim unterHinweis auf die Flops anderer Sender zu notieren, ein «Überangebotauf allen Kanälen». Er stellt selbst die Frage, ob «Reality», sei esQuiz oder Doku, auf diesem Sendeplatz angebrachter sei. Versuchtwurden schon ein verdoppeltes Pilawa-Quiz nach dem Verschwinden der«Engel für Amor», die «Bräuteschule» mit immerhin elf ProzentMarktanteil oder das wiederbelebte «Pssst...»-Ratespiel mit HaraldSchmidt, das wegen schwacher Quoten wohl auch nicht fortgesetzt wird.