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Tomasz Stanko blickt in «Dark Eyes»

20.10.2009, 09:09

Hamburg/dpa. - Hamburg ? Der polnische Trompeter Tomasz Stanko hat sich nach drei erfolgreichen Alben mit dem Simple Acoustic Trio eine neue vielversprechende Band zusammengestellt. Auf «Dark Eyes» debütiert das Tomasz Stanko Quintet mit lyrischem Jazz im nordischen Sound.

Außer Bandleader Stanko finden sich im neuen Quintett die Finnen Alexi Tuomarilla (Piano) und Olavi Louhivuori (Drums), und auch zwei Dänen, Gitarrist Jakob Bro und Bassist Anders Christensen. In ihren Heimatländern keine Unbekannten mehr, fehlt den vier Mitspielern allerdings noch das internationale Renommee.

Die Band klingt sehr nordisch, während Stankos Inspirationen einen deutlich kosmopolitischen Unterbau haben, der sich auch in den Titeln seiner Werke spiegelt. So sind «Grand Central» und «Amsterdam Avenue» von der Atmosphäre dieser New Yorker Locations angeregt, ein drittes Stück nimmt seine Eindrücke von einem Gemälde - «Martha Hirsch (Dreaming Woman)» - von Oskar Kokoschka, dass in der Neuen Galerie in der Fifth Avenue hängt. Die unergründlichen «Dark Eyes Of Martha Hirsch» gaben auch den Titel des Albums vor.

«Samba Nova» erinnert an eine Reise, die das Quintett 2008 nach Brasilien führte, «Terminal 7» und «May Sun» wurden original zur Aufführung eines Dramas des Schweden Lars Noren geschrieben. Ein Klassiker des Trompeters von 1975 wird neu interpretiert. «Last Song» findet sich bereits auf Stankos ECM-Debüt «Balladyna».

Daneben spielen die fünf Musiker zwei Kompositionen von Polens Jazz-Ikone Krzysztof Komeda: «Dirge For Europe» und «Etiuda Baletowa Nr. 3». Als Bandmitglied Komedas hatte Stanko diese Stücke zuvor noch nicht gespielt. Komedas Kompositionen sprechen Stanko aus dem Herzen, so dass er sie immer wieder gern aufgreift.

Wie stets bei Stanko gehen bewegende Melodien und freies Spiel ineinander. Der neblig-kühle Sound bringt die Seele in emotionale Verwirrung: Die Gefühle taumeln zwischen wehmütiger Ergriffenheit und überschwänglichem Hochgefühl. Ein musikalischer Hochgenuss. Die Einspielung fasziniert mit ihrer skandinavischen Klarheit und slawischer Tiefe. Das Blau vor der Nacht ist der vorherrschende Farbton.

«Dark Eyes» ist ein weiterer Beleg dafür, wie es dem charismatischen Stanko gelingt, als Mentor mit aufgeweckten jungen Künstlern sehr ansprechenden und geistreichen Jazz zu spielen.

www.ecmrecords.com

www.tomaszstanko.com (dpa)