Todestag Todestag: Schauspieler Ulrich Matthes hält Kleist für einen «Nerd»

Berlin/dpa. - Der Schauspieler Ulrich Matthes hält den DichterHeinrich von Kleist für sehr zeitgenössisch. «Ich glaube, er war einNerd in heutigem Sprachgebrauch», sagte der 52-Jährige der«Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) vom Samstag. In der BerlinerZeitung «Der Tagesspiegel» erklärte er: «Wenn er heute leben würde,vielleicht würde er den ganzen Tag am Rosenthaler Platz hinter seinemLaptop sitzen und sich in sämtliche soziale Netzwerke klicken.»
Kleist wäre nach Ansicht von Matthes in unseren Tagen vermutlichwie jemand, «der im Netz mit allen chattet, vereinsamt und unterErfolgsdruck leidend, der murmelt und manisch schreibt.» Matthes istam Deutschen Theater in Berlin engagiert. Mit dem Kleist-Abend «DieGeschichte einer Seele» gastierte er an verschiedenen Bühnen.
Kleist wurde 1777 als Sohn eines preußischen Offiziers inFrankfurt an der Oder geboren. Mit 14 trat er in die Armee ein, batnach «sieben verlorenen Jahren» aber um seinen Abschied. Seitherführte er ein unstetes Leben mit zahlreichen Auslandsreisen. SeinErstlingswerk «Die Familie Schroffenstein» wurde 1804 in Grazuraufgeführt. Weitere Werke wie «Der zerbrochne Krug», «Penthesilea»,«Die Marquise von O...» und «Michael Kohlhaas» folgten. Erfolge zuLebzeiten blieben dem heute hochgeschätzten Dichter weitgehendversagt. Am 21. November 1811 nahm er sich mit seiner krebskrankenBekannten Henriette Vogel am Berliner Wannsee das Leben. Zu seinem200. Todestag wird Kleist mit vielen Veranstaltungen geehrt.