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Tino Eisbrenner Tino Eisbrenner: Pop aus Mecklenburgs Prärien

Von Steffen Könau 23.06.2004, 16:01

Woldegk/Halle/MZ. - Die finden sich nun auch auf "Mango", Eisbrenners viertem Solo-Album, das der 42-Jährige mit alten Freunden wie dem Gitarristen André Drechsler und dem Akkordeonspieler Tobias Morgenstern (L'Art de Passage) eingespielt hat. Der Name der CD meint dabei weniger die Frucht Mango, sondern mehr ein Wortspiel mit dem englischen "Man Go". Denn so sieht sich Eisbrenner, der seit einigen Jahren mit Ehefrau Jana, seinen drei Kindern und Katze Kuschel auf einem alten Bauernhof inmitten der mecklenburgischen Prärien lebt. Ein Mann, der seinen Weg geht, ein Songpoet, dem es mehr darauf ankommt, verstanden, als um jeden Preis gehört zu werden.

Leise Lieder hat er geschrieben, die zuweilen dennoch vor Zorn dampfen. Tino Eisbrenner, ein freundlicher Mann mit Indianerschmuck um den Hals, hat auf seinen Reisen nicht nur musikalisch dazugelernt. Der Pop-Einsiedler, der seine einsame Resthof-Ranch bei Plath romantisch den "Vier-Winde-Hof" nennt, mag sich nicht versöhnen mit der Moderne. Trotzig behauptet Eisbrenner, dass ein Leben "weit hinter der Zeit" (Liedtitel) möglich ist.

Ein Leben wäre das, nah an der Natur. Ein Leben, in dem die Menschen nicht Aktienkurse verfolgen, sondern den Vogelflug, nicht Politikersprüchen folgen, sondern ihren Träumen. "Wenn du nicht mehr weißt, was Freiheit heißt", reimt der Künstler, "fehlt nur noch ein großer Schritt".

Bei ihm ist die Musik davor und das Engagement für Dinge, die ihm wichtig sind. Längst ist Tino Eisbrenner Mittelpunkt eines multimedialen Paralleluniversums. Mitten in Mecklenburg sitzt er und macht sich mit dem Verein Big Circle stark für die Interessen von Indianervölkern überall auf der Erde. Eisbrenner hat Bücher geschrieben, mit Gojko Mitic eine Hörbuch-CD produziert, mit dem City-Geiger Joro Gogow als "Der wilde Garten" gespielt. Neuerdings ist er auch noch Mitherausgeber des neuen, alten Musikmagazins Melodie & Rhythmus geworden.

Fast zu viel für einen allein - für Eisbrenner aber offenbar noch lange nicht genug. Denn nebenher veranstaltet der Mann, der wegen seiner unverwechselbaren Stimme seinerzeit als Sting der DDR galt, jeden Juni ein Festival mit Musikern aus aller Herren Länder. Das Weltmusik-Ereignis, dem der mit Eisbrenner befreundete mexikanische Schamane Agustin den Lakota-Begriff "Heyoka" als Namen spendierte, findet am Wochenende auf Eisbrenners Kulturgut in Plath statt. Dabei sind Tobias Morgenstern und Detlef Bunk aus Deutschland, Corinne Douarre aus Frankreich, Assi Assime aus Togo und zahlreiche andere Musiker. Mit ihnen wird Tino Eisbrenner sieben Stunden lang musizieren - alte Lieder und neue, fremde und eigene. Und hinter der kleinen Bühne im Hof werden seine Gäste den Vogelflug beobachten können.