Thüringen Thüringen: Landtag lässt Tübke-Zeichnung zu Ungarn-Aufstand abhängen
Erfurt/dpa. - Ein Werk des Malers Werner Tübke (1929-2004) istnach Intervention der Thüringer Landesbeauftragten für dieStasiunterlagen aus einer Ausstellung im Erfurter Landtag entferntworden. Mit dem Titel «Faschistischer Terror in Ungarn» entsprechedie Zeichnung zum Volksaufstand von 1956 nicht dem vom Parlamentvertretenen Geschichtsbild, sagte Landtagspräsidentin DagmarSchipanski nach Medienberichten vom Freitag. Die Zeichnung zeigt, wievor einer Menschenmenge Gehenkte von Laternenpfählen abgenommenwerden.
Die Unterlagenbeauftragte Hildigund Neubert sagte, dass dieBildunterschrift eine «Propagandalüge» weitertrage. Es gehöre zurWahrung des politischen Anstandes im Landtag, dass dort keine Lügenverbreitet würden. Sie wies damit den Zensur-Vorwurf zurück, den dieLandtagsfraktion der Linkspartei erhob. Kunst sei frei und solle zueigener Auseinandersetzung anregen, sagte die kulturpolitischeSprecherin der Linkspartei-Fraktion, Birgit Klaubert.
Die Zeichnung gehört nach Angaben des Panorama-Museums in BadFrankhausen zu einer Reihe von 15 Arbeiten Tübkes, die mit einerAusnahme den Titel «Weißer Terror in Ungarn tragen». Das Abhängeneines Bildes sei nicht zu verstehen, kritisierte Museumsdirektor GerdLindner. Eine Interpretation nur aus dem Bild heraus sei nichtmöglich, und Aussagen Tübke dazu seien nicht bekannt.
Aus dem Titel allein dürfe bei Tübke nicht automatisch auf eineBestätigung der offiziellen Parteilinie geschlossen werden. Tübke,der nach dem Krieg von sowjetischen Geheimdienstlern gefoltert wordensei, sei im Entstehungsjahr der Zeichnung aus politischen Gründenentlassen worden. Berühmt wurde Tübke vor allem durch seinmonumentales Bauernkriegs-Rundgemälde im Panorama-Museum.