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Theaterpreis Theaterpreis: Gala glänzt auch ohne Jelinek

Von Joachim Lange 06.11.2017, 15:08
Maria Campos, Johanna Wehner, Sylvana Seddig, Karin Neuhäuser, Hannah Biedermann und Sebastian Hannak (v.l.) beim Deutschen Theaterpreis im Schauspiel Leipzig.
Maria Campos, Johanna Wehner, Sylvana Seddig, Karin Neuhäuser, Hannah Biedermann und Sebastian Hannak (v.l.) beim Deutschen Theaterpreis im Schauspiel Leipzig. imago stock&people

Leipzig - Die Spannung für die Hallenser im Publikum war groß gewesen, doch sie löste sich gleich zu Beginn der Verleihung des Deutschen Theaterpreises „Der Faust“ auf: Sebastian Hannak hat ihn in der Kategorie Bühne/Kostüm für die von ihm entworfene hallesche Raumbühne „Heterotopia“ gewonnen.

Die „Faust“-Verleihung zieht. Ein paar Groß-Intendanten fehlten zwar in Leipzig, die meisten waren aber da. Dass die für ihr Lebenswerk geehrte Elfriede Jelinek nicht angereist war, muss den Bühnen-Verein, der den undotierten Preis in acht Kategorien zum zwölften Mal verliehen hat, nicht wirklich grämen.

Die österreichische Kassandra vom Dienst hat sich ja nicht mal ihren Literatur-Nobelpreis persönlich abgeholt. Aber sie hat ein für ihre Verhältnisse sehr nettes Grußwort „komponiert“ und vom österreichische Multitalent Nikolaus Habjan mit Jelinek-Handpuppe zu Gehör bringen lassen. Zuvor hatte Leipzigs Schauspielchef Enrico Lübbe in einer Laudatio Jelineks Vorzüge auf den Punkt gebracht.

Ansonsten sah die Dramaturgie des Abends diesen Teil der Preisverleihungsrituale nicht vor. Dafür gab es gut gemachte Einspieler, in der die jeweils drei Nominierten sich selbst mit ihrer Arbeit vorstellten, den obligaten Umschlag und die von Christian Friedel angefügte Frage, wem der Geehrte speziell danken wolle. Der Dresdner Schauspieler und Entertainer war überhaupt eine Show für sich. Souverän, mit eigener Meinung und Ironie. Genauso muss man es machen, wenn man das Image Sachsens aufpolieren will und dabei sogar das jüngste Wahlergebnis thematisiert. Bravo.

Für die Jury spricht, dass die Nominierten (mit Ausnahme des Schweizer Theater-Urgesteins Christoph Marthaler, der für Bergs „Lulu“ an der Hamburgischen Staatsoper geehrt wurde) nicht die üblichen Verdächtigen waren, sondern vor allem jüngere Künstler. Die Ehrung für die Raumbühne „Heterotopia“, mit der Sebastian Hannak das Opernhaus in Halle auf den Kopf gestellt hat, ist bei der „Faust“-Gala übrigens der einzige Preis gewesen, der nach Mitteldeutschland ging. Eine verdiente Ermutigung für das junge Leitungsteam. (mz)

Er „erfand“ die Raumbühne: Sebastian Hannak
Er „erfand“ die Raumbühne: Sebastian Hannak
Jochen Klenk