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Theater Theater: Vorhang auf im Theater Zittau

Von Marina Michel 20.10.2002, 17:58
Der Intendant Roland May steht am 16.10.2002 vor dem Gerhart-Hauptmann-Theater in der südostsächsischen Stadt Zittau. Die 1802 gegründete Bühne, die in ihre 200. Spielzeit geht, ist mit 72 Mitarbeitern ein kleines leistungsfähiges Haus. Am 25. Oktober 1802 hatte sich zum ersten Mal der Vorhang im Stadttheater gehoben.
Der Intendant Roland May steht am 16.10.2002 vor dem Gerhart-Hauptmann-Theater in der südostsächsischen Stadt Zittau. Die 1802 gegründete Bühne, die in ihre 200. Spielzeit geht, ist mit 72 Mitarbeitern ein kleines leistungsfähiges Haus. Am 25. Oktober 1802 hatte sich zum ersten Mal der Vorhang im Stadttheater gehoben. dpa

Zittau/dpa. - Der 25. Oktober 1802 war für Liebhaber der darstellenden Kunst in Zittau ein freudiger Tag: Zum ersten Mal hob sich im neuen Stadttheater der Vorhang. Gegeben wurde Ifflands Familiengemälde «Verbrechen aus Ehrsucht». Seitdem standen Generationen von Schauspielern im südöstlichsten Zipfel Deutschlands auf der Bühne. Das Gebäude von damals brannte im März 1932 bis auf die Grundmauern nieder. 1936 wurde am Zittauer Ring ein neues Haus eingeweiht, das auch den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand und heute noch das Zuhause des Gerhart-Hauptmann-Theaters ist.

Das Jubiläum wollen Intendant Roland May und sein Ensemble feiern. Einige Veranstaltungen sind dem Schriftsteller und Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1862-1946) gewidmet, mit dessen Namen das Haus seit 1963 verbunden ist. Geplant ist die Premiere seines 1889 in Berlin uraufgeführten Dramas «Vor Sonnenaufgang». Außerdem steht auf dem Programm das polnischsprachige Schauspiel «Hauptmann» des Theaters Jelenia Gora, das von den letzten Tagen des Dichters in Agnetendorf (Jagniatkow) handelt.

Mit 72 Mitarbeitern ist das Theater ein kleines Haus. «Unsere Geschichte ist geprägt von zähen Kämpfen um die Selbstständigkeit von Kunst und Kultur», sagt May, der seit Sommer 2001 die Geschicke der Spielstätte lenkt. «Klein, aber schnell, effektiv und fantasievoll», ist die Devise zum Erhalt der Spielstätte mit eigenem Ensemble und Spielplan. May und die Gesellschafter, der Landkreis Löbau-Zittau und die Stadt Zittau, sind sich da einig.

Drohende finanzielle Einschnitte bei Kunst und Kultur machen auch vor Zittau nicht halt. Bis 2005 sollen die Oberlausitzer Theater in Görlitz, Bautzen und Zittau fusionieren. Das Musiktheater Görlitz mit der Neuen Lausitzer Philharmonie als auch das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen sowie das Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau sollen als Produktionsstandort erhalten bleiben. Der Abbau von 52 Stellen und die Zusammenlegung von Verwaltung, Marketing und Ausstattungsherstellung sind geplant. Mehr Bühnenwerke sollen ausgetauscht werden.

Das Zittauer Theater hat gute Karten: 66 000 Gäste in der vergangenen Spielzeit, ein Plus von 50 Prozent. Dieser Trend setzt sich nach Angaben von May fort. Mit der Auslastung liegt Zittau bundesweit mit auf vorderen Plätzen. Das Repertoire reicht von klassisch bis avantgardistisch. «Und das bei seit Jahren gleichbliebenden Budget», sagt May. Das liegt laut Verwaltungsdirektor und Geschäftsführer Caspar Sawade bei 3,3 Millionen Euro. 85 Prozent stammen aus öffentlichen Mitteln, 15 Prozent aus Eigeneinnahmen. Auch Sponsoren helfen.

Ende November ziehen Tischlerei und Malerwerkstatt endlich in ein neues Domizil. Der Teil einer ehemaligen Glaskunstwerkstatt wurde denkmalgerecht wieder hergestellt. In dem freiwerdenden Raum des Hauses soll dann ein lang gehegter Traum der Theaterleute wahr werden: eine Probenbühne mit rund 100 Sitzplätzen.