Theater Theater: Störtebekers reiche Beute
Ralswiek/dpa. - Blau funkelt das Meer. Kleine Schaumkronen wirbeln auf dem Großen Jasmunder Bodden. Erst die Steilküste am anderen Ufer gebietet dem Blick Einhalt: Die Naturbühne Ralswiek auf Rügen, auf der in diesem Sommer der legendäre Seeräuber Störtebeker wieder reicher Beute nachjagt, muss keinen Vergleich scheuen. Auf Deutschlands größter Insel laufen die letzten Vorbereitungen für die 11. Störtebeker-Festspiele. Steinadler «Stevie», der um Haaresbreite über die Köpfe des Publikums zu Störtebeker-Darsteller Sascha Gluth gleiten soll, hat noch Probleme beim Landen. Aber sonst scheint alles bestens vorbereitet für die beliebtesten Festspiele in Deutschland. Das Piraten-Stück «Der Wolf der Meere» startet am 28. Juni.
Laut Nachrichten-Magazin «Focus» (23/2003) liegen die Festspiele um den legendenumwobenen Seeräuber in der Publikumsgunst der Deutschen klar an der Spitze. 324 000 Zuschauer erlebten 2001 die mit Pyrotechnik, Stunts und Romanzen angereicherten Abenteuer des Freibeuters. Im Vorjahr kamen - bei zum Teil widrigen Witterungsverhältnissen - 285 000 Gäste. Damit lässt «Störtebeker» solch prominente Konkurrenz wie die Salzburger Festspiele und die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg hinter sich.
Der «Erfolgsmacher» der Störtebeker-Spiele, Intendant Peter Hick, leitete zuvor die Geschicke der Bad Segeberger Festspiele. «Ich hatte die Chance, in Segeberg an einem Freilichttheater großer Dimension lernen zu dürfen», sagt Hick rückblickend. Der heute 57-jährige Stuntman und Schauspieler ritt acht Jahre in Bad Segeberg über die Bühne, bevor er deren Leitung übernahm. 1992 ging Hick in den Osten und startete ein Jahr später mit den ersten Störtebeker-Festspielen sein eigenes Theaterprojekt. Zweiflern zum Trotz kamen 75 000 Besucher. «Du musst beim ersten Mal überzeugen», erinnert sich Hick.
Der Freibeuter Klaus Störtebeker schlug sich Ende des 14. Jahrhunderts auf der Ost- und Nordsee durchs Leben. «Die Zuschauer wollen Authentizität und die bekommen sie», sagt Hick. Zudem bietet die Ralswieker Bühne mit rund 9000 Sitzplätzen Kapazitäten, von denen andere Open-Air-Bühnen nur träumen können.
Für die Schauspieler ist die Festspielsaison körperlich harte Arbeit. 61 Vorstellungen sind bis September durchzustehen. Sascha Gluth hat sich nach eigenem Bekunden auch deshalb das Rauchen abgewöhnt. «Das macht sich bemerkbar», sagt er. Bis zur letzten Vorstellung ist Konzentration erforderlich. Gluth: «Jeden Abend musst du mit schweren Schwertern kämpfen und reiten. Lässigkeit kann man sich da nicht leisten.»
Seit 1993 besuchten rund 2,34 Millionen Gäste das Piraten-Event. Auch in diesem Jahr stehen die Zeichen auf Erfolg. Mehr als 100 000 Karten sind bereits über den Vorverkauf weggegangen. Die Region profitiert allemal: Nach einer Studie kommen 60 Prozent der Störtebeker-Besucher - das sind rund 180 000 - nur wegen der Festspiele auf die Insel.