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Theater Magdeburg Theater Magdeburg: Geschichten über den Atlantik

Von Andreas Hillger 12.07.2005, 17:05

Magdeburg/MZ. - Sieben Stunden Distanz

"Das Treffen - The other Side" heißt das Projekt, mit dem sich das Theater Magdeburg an der 1 200-Jahrfeier in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt beteiligt. Von den Autoren Thomas Oberender und Sebastian Orlac kommen die Texte, als Regisseur wurde Markus Dietz verpflichtet. Die größte Verantwortung aber trägt Videokünstler Oliver Iserloh, der dafür sorgen muss, dass die Leitung zwischen Nashville und Magdeburg steht.

In der amerikanischen Partnerstadt werden am 30. September um 17 Uhr Ortszeit fünf Schauspieler inmitten des Publikums Platz nehmen - parallel zu ihren Magdeburger Kollegen, die sich mit den Zuschauern um Mitternacht im neu gestalteten Schauspielhaus versammeln sollen. Sehen werden beide Gruppen jene Bilder, die am jeweils anderen Aufführungsort aufgenommen und via Datenleitung über den Atlantik geschickt werden. Und hören werden sie Lebens-Geschichten, die auf beiden Seiten Gültigkeit gewinnen sollen.

Der Gefahr, dass sich dabei die technische vor die künstlerische Faszination schieben könnte, ist sich das Team bewusst. Auch die programmierten Zweifel an dem Online-Kontakt nimmt man in Kauf, ursprünglich sollte das Stück sogar provozierend "Believe it or not - Glaub' es oder glaub' es nicht!" heißen. Denn natürlich muss man der Versicherung Glauben schenken, dass die Bilder von der anderen Seite zeitgleich entstehen und nicht aus der Konserve kommen. Doch die Irritation, die durch die Verbindung von vollkommen fremden Menschen mit fiktiven Texten entsteht, dürfte das Experiment allemal rechtfertigen.

Wie kurios die Situation tatsächlich ist, kann man bei dieser ersten Schaltprobe erahnen: Erst allmählich finden sich die Amerikaner im Sitzungszimmer ein, weil es in Nashville noch früh am Morgen ist. Und obwohl man die enorme Distanz angesichts der Übertragung nicht wahrnehmen kann, spürt man die Probleme im Detail: Während die Deutschen in Metern und Zentimetern messen, rechnen ihre Kollegen mit Feet und Inches.

Intendant will reisen

Dass die Zeitverschiebung ein Handicap für die binnen 27 Stunden fünfmal gezeigte Inszenierung darstellt, weiß Schauspielerin Anna Hertz: Die Amerikaner, mit denen vor kurzem in Magdeburg probiert wurde, haben mit 13, 17 und 20 Uhr die besseren Anfangszeiten erwischt. Das wird auch Magdeburgs Intendant Tobias Wellemeyer zu spüren bekommen: Er will die Premiere am 30. September in Magdeburg - und das Finale am 2. Oktober in Nashville besuchen.

Die Premiere ist am 30. September um 24 Uhr geplant.