Theater Theater: Haag wird Intendant in Meiningen

Meiningen/dpa. - Der schwäbische Dramaturg und Theaterwissenschaftler Ansgar Haag wird neuer Intendant amtraditionsreichen Theater in Meiningen. Der bisherige Leiter desTheaters Ulm unterzeichnete am Freitag einen zunächst bis 2008laufenden Vertrag. Der 50-Jährige tritt die Nachfolge von ResBosshart an, dessen Vertrag nach nur drei Jahren aufgelöst wordenwar. «Ansgar Haag ist unsere erste Wahl», sagte der Vorsitzende desStiftungsrats der Kulturstiftung Meiningen, ThüringensKultus-Staatssekretär Walter Bauer-Wabnegg, am Mittwoch. Insgesamthätten mehr als 50 Bewerbungen vorgelegen, mit 15 Kandidaten seienGespräche geführt worden.
Haag leitet seit zwölf Jahren das Ulmer Stadttheater. SeinEngagement dort endet 2006. So lange werde Haag in Südthüringen undSüdwürttemberg in Doppelfunktion tätig sein, sagte Bauer-Wabnegg.«Wir haben uns mit der Stadt Ulm darüber verständigt.» In Meiningenhabe Haag eine Verlängerungsoption über 2008 hinaus. DieKulturstiftung wollte für die Zeit danach eigentlich im nächsten Jahreine normale Ausschreibung starten.
Bauer-Wabnegg ließ erkennen, dass sich der Stiftungsrat von Haagan der Werra ähnliche Erfolge erhofft, wie er sie an der Donau hatte.Auch in Ulm trat Haag 1994 ein schweres Erbe an. Ähnlich wie ResBosshart in Meiningen hatte auch sein Vorgänger mit intellektuellenProduktionen im großstädtischen Format am Publikum vorbei inszeniertund zahlreiche Theaterfreunde vergrault. Auch das Meininger Theaterhatte unter Bosshart aus vergleichbaren Gründen ein Drittel seinerAbonnenten verloren. Im Ulmer Drei-Sparten-Hauses hat es HaagPresseberichten zufolge geschafft, Besucher- und Abonnentenzahlen unddamit die Eigeneinnahmen des Hauses zu steigern.
Haag sagte, er wolle das Schauspiel wieder zum «Bannerträger» desHauses machen. Dazu gelte es aber zunächst, das durch mehrereIntendantenwechsel zerrüttete Ensemble wieder zu einer festen Truppezusammenzubauen. Sein Auftrag laute ganz klar, wieder mehr Zuschauerins Haus zu holen. «Das bedeutet hier auch einen Spielplan, der dieBürger leichter anspricht.» Ein Theater lebe nur, wenn es voll sei.Er stehe für traditionelleres Theater. Wunder dürften die Meiningerallerdings nicht erwarten. Die nächste Woche beginnende Spielzeitlaufe im Wesentlichen nach Vorstellungen seines Vorgängers. «Das wirdkeinen Cent anders sein, als ob Res Bosshart geblieben wäre.» DasPublikum müsse Geduld haben, trotzdem wolle er Aufbruchstimmungverbreiten.
Dem Schweizer Res Bosshart war vorgeworfen worden, mit seinemKonzept in Meiningen gescheitert zu sein und große Teile desPublikums mit seinen modernen Produktionen ausgeschlossen zu haben.Bosshart hatte dem Stiftungsrat daraufhin mangelndes Rückgratvorgeworfen. Das Gremium habe nicht das Stehvermögen, seinkünstlerisches Konzept durchzuziehen.