"The Voice of Germany" "The Voice of Germany": Nena beim Finale nur Zuschauerin

Berlin/dpa. - Zuschauer, Musikfans, Experten: Als ProSieben und Sat.1 vor zwei Jahren mit „The Voice of Germany“ an den Start gingen, konnten sie sich vor Komplimenten und Top-Quoten kaum retten. Eine Castingshow, bei der es ausschließlich auf die Stimme ankommt. Dazu eine Jury, die die Kandidaten mit sehr viel Respekt behandelt. Quasi der Gegenentwurf zur RTL-Konkurrenz „Deutschland sucht den Superstar“. Die dritte Staffel, die an diesem Freitag auf Sat.1 (20.15 Uhr) endet, hat aber eines gezeigt: Zuschauerinteresse ist vergänglich.
Quoten der Liveshows gesunken
Wie schon in den Staffeln zuvor, gingen die Quoten der Liveshows zurück. Während zu Staffelbeginn mehr als vier Millionen Zuschauer an den Bildschirmen dabei waren, fiel die Quote im Halbfinale vergangene Woche auf 2,72 Millionen. Dabei hatten die Macher alles versucht, neuen Schwung in die Sendung zu bringen: Neue Gesichter in der Jury, weniger Liveshows und neue Regeln. „Man muss den Menschen die Möglichkeiten geben, sich neu in eine Show zu verlieben oder eine alte Liebe aufzufrischen“, erklärte der zuständige ProSieben-Unterhaltungschef, Daniel Rosemann, der Nachrichtenagentur dpa. Die Zuschauer konnte das aber offenbar wenig beeindrucken.
Der Favorit. Kein Wunder, schließlich ist der Finalist aus dem Team von Max Herre Berufsmusiker. Der 27-jährige Franke ist seinen Kontrahenten stimmlich um einiges voraus und stürmte mit seinem Song „Simple Man“ die Single-Download-Charts. Kümmert hat aber seine Probleme mit der Fernseh-Welt. Termine mit Journalisten mag er nicht, auf der Bühne wirkt er oft emotionslos.
Das Küken. Die 17-Jährige aus Geilenkirchen bei Köln geht in die zwölfte Klasse und will im Frühjahr ihr Abitur machen. „Ich muss mal schauen, was ich danach studiere. Momentan bin ich noch etwas planlos“. Nach 23.00 Uhr darf Schippers nicht mehr arbeiten. Sollte sie für die Jungs von The BossHoss das Finale gewinnen, gäbe es also keine Interviews mit der Siegerin.
Der Lokalmatador. Nach Ivy Quainoo und Nick Howard könnte auch der dritte „Voice“-Gewinner aus Berlin kommen. Der 20 Jahre alte Country-Sänger aus dem Team von Samu Haber studiert auf einer Privat-Uni Kommunikations-Management: „Plan A ist mein Studium zu beenden. Wenn sich jetzt schon was mit der Musik ergibt, muss ich aber natürlich schauen“. Der Fan von Fußball-Bundesligist Hertha BSC hat seine eigene Band und spielt Gitarre, Klavier und Schlagzeug.
Die Tätowierte. Die zahlreichen Körperbemalungen und der Nasenring sind sicher das Markenzeichen der 27-Jährigen. Aber auch ihre kratzige Stimme und die Liebe zur Musik begeistern ihren Coach Samu Haber. Van Hel arbeitet in München als Ergotherapeutin im psychiatrischen Bereich: „Ich bin momentan im unbezahlten Urlaub, bis die Show vorbei ist. Danach schaue ich, ob ich wieder einsteige oder es mit der Musik versuche“.
Allerdings: In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schlägt „The Voice“ die Konkurrenz regelmäßig. Auch die Downloadzahlen der Songs und die Anzahl der Facebook-Fans lassen darauf schließen, dass die Verantwortlichen weiter zufrieden mit dem Format sind. Auch die frischen Gesichter in der Jury, der frühere Freundeskreis-Sänger Max Herre und der finnische Musiker Samu Haber, haben der Show gut getan. „Der Druck war am Anfang etwas zu viel: Deutsch lernen, ein neues Konzept. Aber die letzten drei Monate waren wie ein einziger Orgasmus“, sagt Fanliebling Haber lachend.
Der Frontmann der Rockband Sunrise Avenue („Hollywood Hills“) ist es auch, der zumindest rechnerisch die größten Chancen auf den Finalsieg hat. Denn er schickt mit der stark tätowierten Judith van Hel (27) und Country-Sänger Chris Schummert (20) gleich zwei Kandidaten ins Rennen. Für The BossHoss, die in der ersten Staffel mit Ivy Quainoo den Sieg holten, startet „Küken“ Debbie Schippers (17).
„Rocket Man“ Andreas Kümmert gilt als Favorit
Großer Favorit ist aber ohne Frage „Rocket Man“ Andreas Kümmert (27), der mit seiner Rockröhre die Zuschauer in allen Runden begeisterte. Der Berufsmusiker aus Bayern scheint mit der Fernsehwelt allerdings nicht viel anfangen zu können. In den Tagen vor dem Finale mied der etwas kauzig wirkende Finalist aus dem Team von Max Herre den Kontakt zu Journalisten, sagte mehrere Termine ab. „Da wir drei nicht in der Favoritenrolle sind, ist es eigentlich recht tiefenentspannt“, erklärte die Münchner Ergotherapeutin van Hel.
Eine kann sich das Finale ebenfalls entspannt anschauen: Die zwei verbliebenen Kandidaten von Nena schieden bereits im Halbfinale aus. Möglich gemacht hat das eine der zahlreichen neuen Regeln. „Ich finde das überhaupt nicht gut“, kommentierte die extravagante Sängerin bereits vor einigen Wochen die neue Punktevergabe in den Liveshows. Gut möglich, dass es die letzte Staffel mit ihr sein wird. Eine vierte Auflage wird es 2014 auf jeden Fall geben. Ob die Macher den Zuschauerrückgang dann stoppen können, wird sich zeigen.