«The Hateful 8»: Tarantinos Winter-Western auf DVD

Berlin - Für Harvey Weinstein ist alles klar. Der Produzent von Quentin Tarantinos Winter-Western «The Hateful 8» lässt keinen Zweifel daran, dass das Epos eine Komödie ist: «Der erste Teil ist das Setup. Der zweite Akt ist urkomisch. (...) Man lacht sich kaputt», sagte er dem Filmmagazin «Deadline». Tarantino würde das genauso sehen.
Und er fügte hinzu: «Sogar die Gewalt ist für einen Quentin-Tarantino-Film reduziert.» Eine Einschätzung, die man nicht unbedingt teilen muss, denn in der zweiten Hälfte des fast dreistündigen Films, der jetzt auf DVD/Blu-ray erschienen ist, geht es ganz schön zur Sache: Da wird sich übel erbrochen, da wird gnadenlos gemeuchelt. Ein wahrer Exzess, der aber dermaßen überzeichnet ist, dass der Cartoon-Charakter ganz offen ins Auge springt.
Am meisten muss Jennifer Jason Leigh leiden, die durchweg an den Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell) gekettet ist und von ihm brutalst misshandelt wird. Auf den Kopf der Mörderin ist eine hohe Prämie ausgesetzt, aber hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Frau hat noch einen Trumpf in der Hinterhand und gibt sich kämpferisch und unbeugsam.
Selbst als ihr ein paar Zähne herausgeschlagen werden, brüllt sie ihre Hasstiraden weiter trotzig heraus - ihre energiegeladenen Auftritte gehören mit zu den besten Momenten des Films. Dafür gab es verdientermaßen eine Oscar-Nominierung.
Die beiden hat es wegen eines heranziehenden Schneesturms in eine abgelegene Hütte verschlagen. Unterwegs haben sie mit ihrer Kutsche noch den Kopfgeldjäger Warren (Samuel L. Jackson) aufgegabelt, der einige steifgefrorene Leichen mit sich herumschleppt, aber kein Pferd mehr hat. Sie finden Unterschlupf in Minnies Kurzwarenladen - ein Witz, denn die Hütte befindet sich in einem absoluten Niemandsland.
Und sie ist recht voll: Sieben Männer und eine Frau, die sich zunächst argwöhnisch beäugen und bald hassend bekriegen, kriechen da unter. Im Mittelpunkt des Geschehens aber steht Samuel L. Jackson, ein cooler Kopfgeldjäger, der in einer Welt der Weißen sich zu behaupten weiß. Keine Frage, das Thema Rassismus ist immer präsent in Tarantinos achtem Film, der vielleicht einer seiner politischsten geworden ist.
Die Dialoge sind dabei wie gewohnt eine Klasse für sich. Und wenn die «Hateful 8» nicht gerade ein Blutbad anrichten, dann wird geredet - viel geredet. Der Western, der vornehmlich in der einsamen Hütte spielt, würde auch gut als Broadway-Stück funktionieren, dann aber würden einem sicherlich die grandiosen Panorama-Aufnahmen der frostigen Winterlandschaft fehlen. Und Blut hat doch im Schnee immer noch eine ganz eigene Farbe. Dazu noch die Musik von Musiklegende Ennio Morricone, der dafür endlich den verdient Oscar bekommen hat. Fertig ist die gelungene Hommage an den Spaghetti-Western... (dpa)