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Tanz Tanz: Ballerina feiert ihren 65. Geburstag

15.04.2002, 13:49
Marcia Haydee und mit dem Tänzer Ismael Ivo
Marcia Haydee und mit dem Tänzer Ismael Ivo dpa

Stuttgart/dpa. - «Marcia Haydée ist für den Tanz, was Maria Callas für die Operwar», pries das «Time Magazin» in New York die Jubilarin einst. DieCallas steht auch im Mittelpunkt des neuesten Projekts, das dieKünstlerin mit dem Tänzer Ismael Ivo in Stuttgart einstudiert. «Wirwollen die letzten zwei Wochen im Leben der Callas auf die Bühnebringen, die Zeit, die sie alleine und mit Rückblenden in ihrerWohnung verbracht hat», erzählt Haydée vor der Stuttgarter Premieream 20. April.

Im brasilianischen Niterói bei Rio de Janeiro wurde Haydée geborenund kam nach einem Tanzstudium an der Royal Ballet School in Londonzum Grand Ballet du Marquis de Cuevas in Monte Carlo, wo sie denjungen britischen Choreografen John Cranko kennen lernte. Sie folgteihm 1961 zum Ballett der Staatstheater in Stuttgart, wo er sie zuseiner Ersten Solistin machte und für sie eine unvergessenePorträtgalerie interessanter Frauengestalten in den Balletten «Romeound Julia», «Onegin», «Der Widerspenstigen Zähmung» schuf. Damitstieg die Compagnie zu den fünf wichtigsten Truppen der Welt auf,Haydée wurde zu einer der bedeutendsten Ballerinen ihrer Zeit.

Zwei Jahre nach Crankos plötzlichem Tod (1973) wurde die Tänzerin,zunächst widerstrebend, seine künstlerische Nachlassverwalterin. Ihrgelang, was niemand für möglich gehalten hätte: Die Truppezusammenzuhalten und sie zu neuen Höhen zu führen. Sie konnte diebesten Choreografen nach Stuttgart verpflichten, darunter JohnNeumeier, Jiri Kylián und Hans van Manen. In ihrer letzten Zeit alsBallettdirektorin agierte sie aber glücklos und fand, nach einemSensationserfolg mit «Dornröschen», auch als Choreografin keineAnerkennung mehr. Nach einer 35-jährigen Karriere übergab sie dieDirektion des Stuttgarter Balletts an Reid Anderson, der früher inStuttgart auch ihr Partner war.

Ganz und gar nicht zurückgezogen lebt Haydée nun seit Jahren inder Nähe von Stuttgart. Ihre Rolle als «zarte Tragödin» hat sie voreinigen Jahren wieder aufgenommen, von Publikum und der Kritikallerdings vergleichsweise distanziert begleitet. «Viele Leute sindmir böse, weil ich mit meinem neuen Engagement ihre Vision von dertanzenden Ballerina zerstöre», reagiert der Star auf enttäuschteFans.

Die Auftritte an der Seite von Giora Feidman in «Elle e(s)t moi»oder als Ausdruckstänzerin im Reigen muskulöser indonesischer Kriegernennt sie selbst «Misserfolge». Mit «Callas» will sie nun derTanzwelt zeigen, dass der Erfolg keine Frage der Jahre ist. «Ichhatte nie Probleme mit dem Alter, man muss dazu stehen und sichbewusst sein, was man noch machen kann, sonst wird es lächerlich»,betont sie. Erst wenn eines Tages das Theater leer sei, wisse sie,dass es Zeit sei zu gehen.