«(T «(T)Raumschiff Surprise»: Gemischte Reaktionen in der Schwulenszene
Berlin/dpa. - Tuntig, tollpatschig und soft: Michael «Bully»Herbig schöpft in seiner «Raumschiff Enterprise»-Parodie«(T)Raumschiff Surprise - Periode 1» aus dem Vollen, wenn es darumgeht, Schwulenklischees zu bedienen. Der Klamauk zieht: Rund 625 000 Kinobesucher haben die Komödie in den ersten 24 Stunden schongesehen. Die drei Homo-Raumschifffahrer Mr. Spuck, Schrotty undKäpt'n Kork reißen Tuntenwitze en masse und verballhornen so den US-Weltraumklassiker «Raumschiff Enterprise» und dessen Besatzung. DieOpfer des Herbig-Humors tragen dies mit Fassung, haben aber auchmanches auszusetzen.
«Natürlich fühlt man sich nicht wohl, wenn einem Millionenpublikumein weiteres Mal vorgespielt wird, dass schwule Männer keine Männersind», sagt Peter Polzer, Chefredakteur des schwullesbischen BerlinerMagazins «Siegessäule». «Das sind doch überstrapazierte Klischees,die nicht der Realität entsprechen.» Der Film sei aber soüberzeichnet und überdreht, dass er nicht bedenklich sei. «In derSzene nimmt das niemand ernst. Schwule waren schon immer derNährboden heterosexueller Unterhaltung, über Schwule lacht man immergerne. Wir sind das gewohnt.»
Der Chefredakteur des Hamburger Schwulenmagazins «Hinnerk», StefanMielchen, ist von dem Film nicht begeistert. «Der Humor bleibt aufdas Thema "von hinten" reduziert. Das nervt. Platter geht es nicht.Schwule in ihrer Tuntigkeit zu zeigen, kann sehr lustig sein, dochhier ist das einfach nicht intelligent inszeniert.» Herbig selbsthatte in Interviews gesagt, Inspiration für die Satire sei seinschwuler Visagist gewesen.
Während die einen den tuntigen Klischee-Klamauk kritisieren,freuen sich andere über das öffentliche Interesse, das der Science-Fiction-Serie «Raumschiff Enterprise» entgegengebracht wird: «Wirfühlen uns nicht veräppelt. Von dem Rummel profitieren auch dierichtigen Star-Trek-Fans», meint Thorsten Stichweh,Organisationsleiter des offiziellen Star-Trek-Fanclubs inDeutschland (Augsburg).
Der Club organisiert sogar einen gemeinsamen «(T)Raumschiff»-Kinoabend, um sich über die Witze zu amüsieren. Allerdings gebe esauch «Trekkies» - so werden die extremen Anhänger genannt, die ihrenLebensstil ganz nach den Serien ausrichten -, die etwas gegen«(T)Raumschiff Surprise» hätten. «Das sind Hardliner, die sehen StarTrek als eine richtige Religion an. Sie finden, Herbig zerstört dieVision einer schönen Welt.»
Ob das «(T)Raumschiff» den «Schuh des Manitu» an der Kinokassetoppen kann, wird sich noch herausstellen. «Ein Schwulen-Kultfilmwird es aber nicht», sagt Polzer, «dazu ist er zu einseitig». AuchMielchen ist der Meinung: «Viele Schwule werden enttäuscht aus demFilm gehen.»