Superstar des Ostrock Superstar des Ostrock: Sänger trotzt schwerer Krankheit

Berlin/MZ. - An dieser fortschreitenden, unheilbaren und meist tödlichen Muskellähmung? Im vergangenen Jahr ist der Maler Jörg Immendorff daran gestorben.
"Zunächst habe ich die Diagnose ignoriert", erinnert sich Fißler an die Tage vor sieben Jahren, als sein normales Leben endete. "Erst als ich körperlich schwächer wurde, als Arme und Beine versagten, habe ich die Krankheit wahrgenommen." Seitdem hat sich alles verändert. Ans Bett gefesselt, hat Fißler nur noch Kontrolle über Augen, Mimik und Stimme.
Über einen Luftröhrentubus wird er künstlich beatmet. Pfleger betreuen ihn rund um die Uhr. Doch er gibt nicht auf, macht seinem Spitznamen "Kämpfer", den er seiner atemberaubenden Interpretation der Stern-Meißen-Hymne "Kampf um den Südpol" verdankt, alle Ehre. "Ich beklage mich nicht", sagt er, "ich kann den Menschen um mich herum sogar noch Kraft geben." Dazu gehört seine 16-jährige Tochter Vivian, aber auch Freunde, Kollegen und Fans, die für ihn auf Benefizkonzerten Geld sammeln, um Behandlungs- und Betreuungskosten zu bezahlen. Zwei Soloalben hat der aus Tangermünde stammende studierte Chemiker, der bei seinen Großeltern aufwuchs, weil seine Eltern in den Westen geflüchtet waren, gemeinsam mit seinem Stern-Kollegen Thomas Kurzhals eingespielt, zuletzt "Was bleibt". Auf die Bühne konnte Fißler damit schon nicht mehr gehen. Ein letztes Mal noch nahm er vor zwei Jahren alle Kraft zusammen und sang mit Stephan Trepte und Werther Lohse die "Geschichten vom Sachsendreier" auf einer Bühne am Müggelsee.
Zwei Jahre später ist Reinhard Fißler zwei Jahre schwächer. Dennoch schreibt er weiter - dank moderner Technik. Ein Computerbildschirm häng über seinem Bett, mit seinen Augenbewegungen kann Fißler in einem speziellen Programm Noten schreiben und Song-Sequenzen abhören. Die Musik hält ihn am Leben. "Die Anerkennung, die ich bekommen, gibt mir auch Kraft".