Stiftung Händelhaus Stiftung Händelhaus: Ein Leitbild für die Musik der Zukunft
HALLE/MZ. - Dem Vorstand der DessauerKurt-Weill-Gesellschaft dürfte die Neuigkeitam Donnerstag wohl als Hiobsbotschaft erschienensein, die Stiftung Händelhaus in Halle aberkann deutlich zuversichtlicher in die Zukunftblicken: Clemens Birnbaum, Intendant des Kurt-Weill-Festes,soll im kommenden Jahr als Nachfolger vonStiftungsdirektor Philipp Adlung nach Hallewechseln - und künftig auch die Aufgaben derHändelfest-Direktorin Hanna John übernehmen.
Dass der 45-Jährige eine erstklassige Wahlist, steht außer Frage: Zwar hat sich Birnbaumin Dessau seit 2002 vor allem mit der KlassischenModerne beschäftigt, seine Wurzeln aber liegenbei der Barockmusik. Bevor er von den DresdnerMusikfestspielen auf seine erste Intendanten-Stelleim Dessauer Feininger-Haus wechselte, arbeiteteer unter anderem im Management der Akademiefür Alte Musik Berlin und zählte zu den Organisatorender Tage für Alte Musik in der deutschen Hauptstadt.Und selbst bei Weill schlug er eine Brückein die Händel-Zeit - mit einer "Beggar's Opera"der Lautten Compagney, die das Urbild der"Dreigroschenoper" auf historischen Instrumentenpräsentierte.
Dass er trotz der schwierigen Urheberrechts-Fragenzudem beharrlich große theatralische Entwürfein das Zentrum des Weill-Festes rückte, prädestiniertihn nun für die Fortschreibung der reichenOpern-Tradition bei den Händel-Festspielen.Besonders wichtig ist dem Neuen daher ein"gedeihlicher Übergang", der auch die Planungenseiner Vorgänger einbezieht. Denn natürlichweiß Clemens Birnbaum selbst am besten, wielangfristig die Verabredungen im Festival-Kalendergetroffen werden. Dass er die Arbeit von HannaJohn ausdrücklich lobt, hindert ihn freilichnicht an der Suche nach eigenen, neuen Akzenten.
So will Clemens Birnbaum mit den Mitarbeiternder Stiftung ein Leitbild entwickeln, dasdie hallesche Händelpflege auch in Konkurrenzzu den Festspielen in Göttingen und Karlsruhenoch unverwechselbarer macht. Neue theatralischeFormen, die in der jüngsten Vergangenheitbei Projekten wie "Electric Renaissance" ihrenPlatz gefunden haben, sollen als Kontrapunktzum Schwergewicht der historischen Aufführungspraxisweiter entwickelt werden. Und obwohl sichdas Prinzip des "Artist in Residence" wegender unterschiedlichen Festival-Struktur wohlnicht direkt von Weill auf Händel übertragenlässt, hat Birnbaum natürlich eigene Wunschkandidatenfür das Festival: Philippe Jaroussky, dasfranzösische Stimmwunder, nennt er ebensowie dessen deutschen Kollegen Andreas Scholl.
All das ist freilich vorerst noch Zukunftsmusik -Ende Februar wird Birnbaum zunächst noch einmaldas Weill-Fest leiten, dessen Jahrgang 2009nun unversehens zu seinem Abschied gewordenist. Am 1. Juli - also erst nach den Jubiläums-Feierlichkeitenzum 250. Todestag von Georg Friedrich Händel -soll er dann sein Amt im frisch restauriertenund mit einer neuen Dauerausstellung bestücktenHändelhaus antreten. Und auch wenn die DessauerKurt-Weill-Gesellschaft nun schnell einenNachfolger finden muss, der seinerseits einenfließenden Übergang garantiert, ist die Nachrichtinsgesamt positiv: Dem Land bleibt Birnbaumimmerhin erhalten.