Spiridon Neven DuMont Spiridon Neven DuMont: Ein Suchender bannte Zeit und Bewegung
Rom/MZ. - Ergebnis? Eben, zwei Seelen in der Brust desBetrachters - so wie das Poster ein Gesichtverdoppelt und verwischt. Spontan die Augen-Lustüber das vitale Ausloten der Wirklichkeitin Farb- und Formsequenzen, aber auch derSchauer über den frühen Tod des Künstlers."Ich bin befangen", erklärte Alfred NevenDuMont, Herausgeber der Mitteldeutschen Zeitungund des Kölner Stadt-Anzeigers, der zusammenmit seiner Frau der Eröffnung der Ausstellungzum Werk seines Sohnes beiwohnte.
Das "Gesamtwerk" oder "Opera omnia", wie derUntertitel kündet, hängt auf Tuchfühlung miteinem Cezanne-Bilderbogen im gigantischenMarmortempel, den Rom-Touristen als "Schreibmaschine"kennen: "Für mich ist die Ausstellung überwältigend.Spiridon lebt hier auf. Nach seinem Tod warenwir wie gelähmt," sagte Alfred Neven DuMont.
Die Spiridon-"Renaissance" ist das Verdienstvon Paolo Ducci, dem früheren Generalkonsulin Köln, der die DuMont-Kunsthalle regelmäßignutzte, um italienische Künstler vorzustellen."Ich habe den jungen Künstler entdeckt", sagtder Diplomat, der zu Ehren seiner Eltern eineStiftung gründete. Sie holte die Bilder anden antiken "Nabel der Welt". Wobei BonitoOliva die Exponate auswählte. "Er hatte sichin die Bilder verliebt, aber jahrelang nichtsmehr von sich hören lassen. Im Vorjahr kamenein Brief und dann er selbst. Er saß bei unsim Garten. Die Bilder wurden heraus getragenund er entschied wie ein kleiner Diktator:Si, no, si, no!", berichtete Neven DuMont.
Überlagerungen, Zerrbilder, Spiegelungen,als würde man Dinge und Körper auf der Wasseroberflächeflimmern sehen: "Spiridon bannte Zeit undBewegung in seinen Bildern, alles fließt,wie das Wasser, Ikone der Erotik", so SiegfriedZielinski, Professor der Kunsthochschule fürMedien in Köln, bei dem der Künstler in denJahren 1994/95 studierte: "Er hatte ein besondersintensives Verhältnis zum bewegten Körper.Foto und Malerei fließen ineinander."
Aber anders als die Futuristen, die nach 1920mobile Körper in Schnittbilder aufsplittetenund in ihrem Geschwindigkeitsrausch einemRennwagen den ästhetischen Vorzug vor derSiegesgöttin von Samothrake einräumten, sindPinsel und Fotoobjektiv beim Kölner kein Skalpell:Er belichtet doppelt, legt Schichten bloß,gewährt Einsichten, verzichtet jedoch aufWertung. In seinen Mischtechnik-Collagen derSerie "Space in space" rangieren Städte undLandschaften auf robust kolorierten Untergründen,wobei sich die Gegensätze überhöhen: Das Farb-Magmaunterstreicht die ausgemessene Räumlichkeiteiner Piazza oder architektonischer Strukturen.Vielfältig die Aktivitäten des Künstlers:Ein Praktikum in New Mexiko, Fotografen-Assistenzin München, Segelreise von Grand Cayman zumMittelmeer, die er in Fotos und Videos abgelichtethat. "Die Annäherung des Bildes und der Töne"ist das Thema einer Gemeinschaftsarbeit mitSimon Stockhausen. Dann das Seminar für Ausdruckstanzbei der Choreographin Keriac in San Francisco,Theater- und Filmexperimente, die Verknüpfungvon Computer-Fotografie und Malerei.(Den vollständigen Bericht lesen Sie in der MZ von Sonnabend, 6. April 2002)