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Spielzeug Spielzeug: Barbie und ihr Bruder Ken kolonisieren den Rest der Welt

Von Andreas Hillger 19.01.2005, 16:42

Magdeburg/MZ. - Am Anfang war Mutti

All dieses Unglück nahm seinen Anfang am 9. März 1959, als Mutter Ruth Handler ein Patent für ihre Firma Mattel anmeldete - "Barbie" war geboren. Die Geschichte dieser weltberühmten Anziehpuppe, deren Name wie der ihres ewigen Gefährten auf die Kinder der Erfinderin verweist, kann man nun in einer Wanderschau besichtigen.

Dass dieses aus deutschen Privatsammlungen zusammengetragene Panorama eher kommerziell als kulturhistorisch ausgerichtet ist, nimmt angesichts des Gegenstands nicht wunder. Dennoch vermitteln die thematisch und chronologisch sortierten Vitrinen wertvolle Erkenntnisse über ein Phänomen. Barbie ist - neben Coca-Cola und Microsoft - fraglos eines der erfolgreichsten sanften Kolonisierungsmodelle des 20. Jahrhunderts. Keine andere Figur hat das Schönheitsideal über Generationen so nachhaltig geprägt, kein anderes Spielzeug ist zum globalen Synonym für den perfekten Mädchentraum geworden. Die Strategie dieses Triumphzugs wird man in der "World of Barbie" schnell entdecken: Die Plastik-Puppe, deren Modelle anfangs tatsächlich nach ihren Frisuren benannt wurden, verkörpert die Erfüllung aller Wünsche. Sie ist in jeglichen Berufen und Sportarten zu Hause, verfügt über sämtliche Statussymbole und schlüpft in jedes Rollenmodell.

In Magdeburg kann man die Unicef-Botschafterin Barbie neben dem Cheerleader-Girl, die Rocker-Braut neben dem Luxus-Liebchen bestaunen. Es gibt Barbies als Lady Di und Cher (wobei sich die Frage nach Vorbild und Nachschöpfung in besonderer Weise stellt), es gibt ein Ost-West-Doppelmodell zur deutschen Wiedervereinigung und ganze Kollektionen zu Hollywood-Klassikern wie "My fair Lady" oder "Vom Winde verweht". Edel-Couturiers wie Dior oder Escada haben das ewig junge Mannequin mit den Mustermaßen eingekleidet. Und obwohl sich diese Schöne selbst genug sein könnte, wuchsen ihr mit den Jahren Freunde und Verwandte zu. Neben dem waschbrettbäuchigen Ken findet man Midge und Allan, Cara und Curtis, Skipper und Skooter - eine Proporz-Gesellschaft mit niedlichen Kindern und netten Schwarzen, die Barbie auch politisch unangreifbar macht.

Jede Menge Göttinnen

Einer Heiligsprechung hätte es dabei eigentlich gar nicht mehr bedurft. Aber natürlich gibt es neben den Trachten der Völker und den Dessous-Püppchen auch einen ganzen Olymp von Barbie-Göttinnen. Zu schön, um wahr zu sein!

Bis Sonntag in der Alten Messe Magdeburg am Rotehornpark, tgl. 10-18 Uhr, ab 23. Februar im Handelshof Leipzig