Soulgrass von Bill Evans
Hamburg/dpa. - Hamburg ? Bill Evans ist ein umtriebiger, seit 20 Jahren in vielen Stilen erprobter Saxofonist, der seinen Drang zu funkiger Fusion-Musik mit uramerikanischen Elementen auf seinem neuen Album «The Other Side Of Something» enthusiastisch auslebt.
«Soulgrass», die Verbindung von Bluegrass und Soul, ist der Sound, der mit seinem Namen verbunden ist. «The Other Side Of Something» ist «eine erweiterte Version von Soulgrass», wie Evans über sein aktuelles Album urteilt, auf dem er auch sein Debüt als Sänger gibt: «Saxofon und Stimme haben einen ähnlichen Umfang, daher erschien es mir absolut logisch das zu machen.» Und die Melange mit Elementen aus Bluegrass, Country, Funk, Rock, Soul und Jazz ist überaus hörenswert.
Der 1958 in US-Bundesstaat Illinois geborene Evans spielte in den 80er Jahren in Miles Davis' gefeierter Comeback-Band, in John McLaughlins neu gegründetem Mahavishnu Orchestra und war unter anderem Sideman von Größen wie Les McCann, Lee Ritenour, Ron Carter, Herbie Hancock und Randy Brecker. Und auch deren Einflüsse haben ihren Eingang in die rhythmisch kompakt funkigen Tracks des Albums gefunden.
Ausgiebige instrumentale Ausflüge der erstklassig besetzten Band kennzeichnen das Album, furiose Soli und mitreißende Grooves von hierzulande weitgehend unbekannten Meistern auf ihrem Instrument: Der innovativ rappelige Banjo-Derwisch Bela Fleck, der mit dem nicht weniger virtuos spielenden Ryan Cavannaugh für den für dieses Album so wichtigen Banjosound sorgt. Des Weiteren Nashville-Studio-Ass Sam Bush mit der selten zu hörenden Mandoline, Violinist Christian Howes, Pat Bergeson an der Gitarre, Richard Bona und Victor Wooten zupfen am Bass, und die versierten Trommel-Spezialisten Joel Rosenblatt und Dennis Chambers. Der frische Musik-Mix aus Americana und Funk spricht für die Besetzung.
Der rhythmisch schnelle Opener «Easy Way Out» mit seinem schnellen Bassläufen stimmt direkt auf die weiteren Titel ein. Das rockigere «Ode To The Working Man» ist den Alltags-Helden der Arbeit gewidmet, «Sweet Tea» wiederum ist sehr melodischer und verspielter Jazz. Mit einer sich wiederholenden Melodie aus Achtel- und Siebenertakt besticht beschaulich «No Where To Go»; fast schon Cowboy-Esoterik. Im sehr funkigen «Professoer Pork Phat» toben sich Howes und Wooten an ihren Instrumenten aus, während «Walk Into The Light» schon fast gütig glatt und religiös erscheint.
«Dance Of The Leprechaun» steht unter dem Motto alle dürfen daddeln. Ein sich steigerndes melodisches Stück bei dem jeder ? von Sam Bush bis Bela Fleck ? ein wenig solo spielt. Auf «How The West Was Won» verleiht ein satt gezupfter Bass der Musik die nötige Schwere, um nicht endgültig abzuheben. «Kinda Green» ist lupenreiner Jazz, bei dem sich Randy Brecker mit einer gedämpften Trompete die Ehre gibt und Howes mit einem schräg-verzerrtem Violinsolo glänzt. Den Höhepunkt und Abschluss bildet «Slippery Bigs Forever», ein schneller und jazziger Hammer ? echter Bluegrass der in hohem Tempo losschrammelt. Dann ist alles vorbei und dankbar und geschafft lehnt sich der Hörer zurück.
www.intuition-music.com (dpa)