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"Der Sommer ist romantischer" Songpoet Poisel beendet Open-Air-Tournee in Halle - "Der Sommer ist romantischer"

29.08.2019, 09:00
Der gebürtige Baden-Württemberger Philipp Poisel hat bereits drei Studio-Alben herausgebracht.
Der gebürtige Baden-Württemberger Philipp Poisel hat bereits drei Studio-Alben herausgebracht. lmago

Halle (Saale) - „Wie soll ein Mensch das ertragen?“ oder „Eiserner Steg“: Die Titel von Philipp Poisel (36) handeln vom Reisen, Menschen treffen, der Sehnsucht nach neuen Horizonten oder davon, das Leben zu feiern und sich zu verlieben. Seit mehr als zehn Jahren schon ist der Singer/Songwriter erfolgreich in der deutschen Musiklandschaft unterwegs. Zum Abschluss seiner Sommertour gastiert Philipp Poisel mit seiner Band in Halle.

Am 31. August geben sie ein Konzert auf der Freilichtbühne Peißnitz. Über die Anfänge seiner Musikkarriere, seine Band und kleine Rituale vor einem Auftritt hat Philipp Poisel mit MZ-Volontärin Cosima Sophia Hofmann gesprochen.

Herr Poisel, Sie haben bereits öfter in Halle gespielt. Hat die Stadt für Sie eine besondere Bedeutung als Konzertort?
Philipp Poisel: Ich finde die Stadt wunderschön. Ich versuche mir auch jedes Mal etwas Zeit zu nehmen, um dort spazieren zu gehen. Bei meinem letzten Besuch war ich zum Beispiel im Beatles-Museum und auf dem Marktplatz. Halle ist für mich eine Stadt, in der ich mich gerne aufhalte - was sonst nicht immer unbedingt der Fall ist! Wenn wir dort sind, machen wir immer einen kleinen Ausflug. Also wer weiß, vielleicht trifft man uns auch dieses Mal irgendwo am Nachmittag in der Stadt (lacht). 

Sie beenden Ihre Sommer-Tour in der Saalestadt. Worauf dürfen sich die Fans freuen?
Poisel: Zugegebenermaßen fällt die Song-Auswahl vor den Auftritten manchmal gar nicht so leicht, denn die Band hat natürlich ihre persönlichen Favoriten. Beim Abschlusskonzert in Halle wird es eine Mischung aus allen Werken geben. Also eine Art „Best of“ der vergangenen zehn Jahre inklusive ganz neuer Stücke wie „Freunde“ oder „Ohne Ende“. Ansonsten freue ich mich einfach darauf, draußen vor einem tollen Publikum auf der Bühne zu stehen.

Wo ist die Stimmung eigentlich besser: drinnen oder draußen?
Poisel: Das ist natürlich ein schwieriger Vergleich, weil in einem Club auch eine tolle Energie herrschen kann. Etwa, wenn alle Fans ganz dicht beieinanderstehen. Im Sommer ist es hingegen schön, unter freiem Himmel spielen zu können. Ich möchte ehrlich gesagt beides nicht missen. Der Sommer ist eben einfach etwas romantischer. Gerade dann, wenn man mit der Akustikgitarre auf der Bühne steht.

Ihre Lieder wirken häufig recht melancholisch. Sind Sie ein eher trauriger oder fröhlicher Mensch?
Poisel: Nun, da meine Musik größtenteils melancholisch ist, würde ich mich selbst auch als einen eher melancholischen Menschen bezeichnen. Ich glaube aber, dass einem selbst solche Eigenschaften nicht immer unbedingt auffallen, sondern erst dann, wenn man darauf angesprochen wird.

Sie berühren mit Ihren Liedern die Menschen. Was hören Sie am liebsten, um sich inspirieren zu lassen? Und läuft bei Ihnen Zuhause auch schon mal ein Philipp Poisel-Album?
Poisel: Sehr, sehr selten höre ich mal meine eigene Musik. Und dann auch eigentlich nur, wenn ein Werk fertig ist und ich schauen muss, ob der Ton und andere Dinge funktionieren. Danach verschwindet es aber eigentlich auch schon in der Versenkung. Ansonsten ist es oft sehr phasenabhängig, was ich höre. Als mein erstes Album „Wo fängt dein Himmel an?“ herauskam, habe ich zum Beispiel gerne Damian Rice gehört, ein toller Singer/Songwriter. Im Moment höre ich mir gerne die Band Kings of Lion an, um mich ab und zu in eine bestimmte Stimmung zu versetzen.

Mit Ihrer Band spielen Sie seit elf Jahren. Was schweißt eine Musikertruppe zusammen?
Poisel: Wir stehen ja nicht rund um die Uhr zusammen auf der Bühne - verbringen aber sonst einiges an Zeit miteinander. Und genau diese starke Gemeinschaft wirkt sich positiv auf die Stimmung auf und hinter der Bühne aus, wir funktionieren miteinander einfach gut. Man merkt, dass das Freunde sind, mit denen man da unterwegs ist. Dabei hat jeder so seine Eigenheiten und es kommt auch mal zu Spannungen. Ich glaube aber, dass das am Ende alles zusammenhält und daher auch nicht langweilig wird.

Gibt es vor Auftritten feste Rituale, ohne die Sie nicht auf die Bühne gehen?
Poisel: Ich glaube, jeder hat so seine eigenen kleinen Rituale. Mein Bassist und mein Schlagzeuger etwa gehen vor einer Show gerne die Umgebung erkunden. Ich für meinen Teil zeichne manchmal ein bisschen. Wenn dann jeder noch mal für sich sein konnte, treffen wir uns in einem der Backstage-Räume, stellen uns in einem Kreis auf und schreien einmal richtig laut. Dann wissen alle, dass es gleich losgeht.

Mittlerweile sind Sie seit rund zehn Jahren erfolgreich unterwegs. Wie hat Ihre musikalischen Laufbahn begonnen?
Poisel: Als ich neun Jahre alt war, hat mir meine Mutter eine Gitarre geschenkt, obwohl ich eigentlich viel lieber Schlagzeug spielen wollte. Die habe ich aus Trotz erst einmal links liegen gelassen, bis ich ein paar Tage später doch neugierig wurde und sie heimlich ausprobierte. Und dann habe ich mich eigentlich recht schnell in die Idee verliebt, selbst Songs zu schreiben. Ich erinnere mich auch noch genau daran, dass ich manchmal stundenlang an dem Klavier meines Vaters den Tönen der Tasten gelauscht habe. Tatsächlich war es mir früher manchmal sogar wichtiger, an einem Musikinstrument zu sitzen als sich mit anderen Leuten zu unterhalten. Ab da habe ich nicht mehr aufgehört, Musik zu machen.

Nach dem Abitur wollten Sie ja eigentlich Englisch, Kunst und Musik auf Lehramt studieren, scheiterten jedoch ausgerechnet an der Aufnahmeprüfung für Musik. Wie kam es dazu?
Poisel: Mit der Musiktheorie kann ich mich heute auch noch nicht wirklich anfreunden. Ich habe auf meinem iPad eine App, mit der man Noten lernen kann. Das fällt mir wirklich schwer. Ich bleibe aber bis heute an der Sache dran, denn einer meiner Wünsche ist es, irgendwann ein Stück von einem Notenblatt spielen zu können.

Gibt es schon Pläne für die Zeit nach der Sommertour, oder gönnen Sie sich dann erst einmal etwas Erholung?
Poisel: Ich habe vor, gleich nach dem Tourende wieder ins Studio zu gehen und an der nächsten Platte zu arbeiten. Die soll voraussichtlich im nächsten Jahr herauskommen, und davor haben wir noch einiges an Arbeit vor uns. Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, dass es wieder sechs Jahre dauert, bis das nächste Album erscheint (lacht). (mz)

Karten gibt es bei TiM Ticket unter 0345/565-5600