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Sisters of Mercy Sisters of Mercy: Lautes Heimspiel im Nebel: Jubiläum in Hamburg

27.02.2001, 10:34

Hamburg/dpa. - Der schaurig-tiefe Bariton von Sisters-Frontmann und Bandgründer Andrew Eldritch ging dabei fast völlig unter. «Entweder ist sein Mikro falsch ausgesteuert oder er bringt es einfach nicht mehr», meinte ein enttäuschter Fan. Doch dass er es durchaus noch «bringt», bewies «Oberschwester» Eldritch beim umjubelten Klassiker «Dominion/Mother Russia» - einer der ganz seltenen Fälle, in dem er gegen die dichte Klangkulisse ankam.

Auch äußerlich bieten die Sisters nicht mehr unbedingt das, was man gewohnt ist. Ein Eldritch im Eishockey-Shirt und mit kurzen, blonden Haaren versprüht kaum noch etwas von dem düsteren Charme, mit dem sich die Sisters in den späten Achtzigern einen Platz in der Rock-Geschichte sicherten. Ein Bassist im Hawaii-Hemd und der Gitarrist in Latex vervollständigen das verstörende Konzerterlebnis.

Immerhin gab es Nebel aus allen Rohren und zu den Klängen von «First And Last And Always» als Auftaktsong einen wunderschönen blauen Lichtteppich. Der Songtitel könnte auch gleich die Losung für viele Zuhörer an diesem Abend gewesen sein: Entweder es war der erste Konzertbesuch bei den Sisters, und dann mit großer Wahrscheinlichkeit auch der letzte - oder man geht immer wieder hin, weil die «Schwestern der Gnade» einfach Kult sind.

Denn zumindest die hartgesottenen Fans unter den rund 1 500 Zuschauern feierten ihre Band - schließlich hatte Eldritch, der seit Jahren praktisch allein die Sisters verkörpert und sich je nach Lage geeignete Mitspieler sucht, seine Wahlheimat Hamburg für den Jubiläumsgig ausgewählt: «Das ist ein Heimspiel», rief er den Zuschauern in perfektem Deutsch zu. Doch auf die ultimative Sisters- Hymne «This Corrosion» mussten die treuen Anhänger vergeblich warten.

Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren, am 16. Februar 1981, standen The Sisters of Mercy zum ersten Mal auf der Bühne. Und dass sie ausgesprochene Live-Performer sind, beweist die Tatsache, dass sie seit ihrer Gründung 1980 nur ganze fünf Alben zu Stande gebracht haben - und seit «Vision Thing» im Jahr 1990 gab es keinen Longplayer mit neuem Material mehr. Sie müssen die Nachfrage ihrer Fans also live befriedigen - dazu haben sie noch Gelegenheit bei weiteren Konzerten ihrer Jubiläumstour in Hamburg (27.2.), Berlin (1.3.), Erfurt (2.), München (3.), Stuttgart (5.) und Köln (6.). Danach zieht es sie nach Zürich (7.), Prag (9.), Wien (10.) und Porto (17.).

Die Band im Internet