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Sebastian Fitzek Sebastian Fitzek mit Spiel Safehouse: Vom Bestseller-Autor zum Spiele-Erfinder

22.10.2017, 10:00
Das Spiel „Safehouse“ von Sebastian Fitzek
Das Spiel „Safehouse“ von Sebastian Fitzek Moses Verlag

Halle (Saale) - Sebastian Fitzek gehört zu den bekanntesten Thriller-Autoren in Deutschland. Seine Psychothriller landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten, inzwischen sind es neun Millionen verkaufte Exemplare weltweit. Nun steht sein Name auf einer Spielepackung. Wie das? Mit dem Schriftsteller sprach Tanja Liebmann-Décombe.

Herr Fitzek, wie kamen Sie auf die Idee zum Spiel „Safehouse“?
Sebastian Fitzek: Bei meiner Recherche zum Thema Zeugenschutzprogramme und sichere Häuser, in denen Zeugen und Opfer nach einem Verbrechen für eine Weile untergebracht werden, kam mir der Gedanke: Dazu könnte man doch auch ein Spiel machen. Meine Idee war, die Spieler als Zeugen eines Verbrechens in ein Safehouse flüchten zu lassen, verfolgt von einem Täter, der hinter ihnen her rennt.

Wird es diese Szene demnächst in einem Buch von Ihnen zu lesen geben?
Sebastian Fitzek: Nein, meine Idee ist tatsächlich nur in das Spiel eingeflossen. Es ist völlig losgelöst von meinen Büchern. Man kann „Safehouse“ spielen, ohne eine einzige Zeile von mir gelesen zu haben. Fans meiner Thriller werden zwar ein paar Kleinigkeiten aus den Büchern als Gimmick erkennen. Das Spiel an sich ist aber völlig autark.

Und es ist ein Gemeinschaftsprojekt - oder wie würden Sie es formulieren?
Sebastian Fitzek: Ja, so könnte man es sagen. Wie alle tollen Sachen ist es durch viele, viele Brainstorming-Runden entstanden. Die Grundidee kommt von mir, entwickelt hat das Spiel aber letztlich der preisgekrönte Spieleerfinder Marco Teubner. Er hat sofort begriffen, was ich mit dem Spiel ausdrücken will und was mir wichtig ist.

Was war Ihnen denn wichtig?
Sebastian Fitzek: In meinen Thrillern versuche ich immer, die Leser zu Protagonisten werden zu lassen. Die Leser sollen mitfiebern, sich wie die Personen im Buch zum Beispiel gehetzt fühlen oder die Angst im Nacken spüren. Mein Wunsch war es, einen Spielmechanismus zu schaffen, der den Nervenkitzel und die anderen Gefühle konserviert, die man beim Lesen meiner Bücher - hoffentlich - hat.

Ist Marco Teubner diese Konservierung gelungen?
Sebastian Fitzek: Meines Erachtens nach vollkommen. Marco hat alle meine Werke gelesen und eine Art Essenz meiner Bücher als Spiel umgesetzt.

Hätten Sie das auch selbst machen können?
Sebastian Fitzek: Nein, ich bin Buchautor und kein Spieleautor. Da „Safehouse“ wirklich gut werden sollte, war es nur folgerichtig, einen erfahrenen Spieleautor hinzuzuziehen.

Das Spiel wird über mehrere Kapitel gespielt...
Sebastian Fitzek: Genau. Und am Ende der ersten Partie wartet auf die Spieler eine Überraschung. Die will ich hier aber nicht verraten.

Wurde Ihr ursprüngliches Spielekonzept 1:1 übernommen?
Sebastian Fitzek: Nein, von Mechanismen, die das Spiel ausgebremst hätten, habe ich mich verabschiedet. Ursprünglich wollte ich zum Beispiel Erinnerungsfragen einbauen. Marco hielt das für unklug. Da er so viel Ahnung hat, war für mich klar: Erinnerungsfragen lassen wir also besser weg.

Was ist denn die Kernaufgabe der Spieler?
Sebastian Fitzek: Die Kernaufgabe der Spieler ist es, durch das geschickte Ablegen von Karten Aufgaben zu erfüllen und damit gemeinsam als Team die Spielfigur „Zeuge“ voranzubringen. Alle zwei Minuten rückt aber auch die Spielfigur „Täter“ einen Schritt nach vorn. Das Ziel ist es, vor dem Täter und innerhalb von 30 Minuten das Safehouse zu erreichen.

In der Packung wird eine Sanduhr mitgeliefert. Man kann sich aber auch über den QR-Code auf dem Spielplan die Original-Musik als Zeitgeber herunterladen...
Sebastian Fitzek: Ja, und ich würde den Spielern dringend empfehlen, mit der Original-Musik zu spielen. So hat man eine Aufgabe weniger, denn man muss neben der Kartenauslage vieles im Blick behalten. Die Musik ist melancholisch. Durch diese Ruhe entsteht eine bedrohliche Dramatik, und alle zwei Minuten ertönt ein Horn als Signal, dass man den Verfolger nach vorn ziehen muss. Mir macht das Spiel mit Musik mehr Spaß.

Wie oft haben Sie das Spiel schon gespielt und gewonnen?
Sebastian Fitzek: Gespielt: unzählige Male. Gewonnen: nicht so oft. Je nach Schwierigkeitsgrad ist es mal einfacher und mal schwerer, es innerhalb der vorgegebenen 30 Minuten ins Safehouse zu schaffen. Ich finde Level 2 am besten. Da stehen die Chancen auf Sieg 50:50.

Was überwiegt: Glück oder Können?
Sebastian Fitzek: Es ist eine gute Mischung aus beidem. Zu sehen ist, dass es ein kooperatives Spiel ist: Das schwächste Glied bestimmt das Tempo bei „Safehouse“. Sinnvoll ist es, eine gemeinsame Taktik abzusprechen und einen kühlen Kopf zu bewahren, sonst holt einen das Böse ein.

Wie schlimm ist es, bei „Safehouse“ zu verlieren?
Sebastian Fitzek: Normalerweise ist man ja enttäuscht, wenn man verliert. Das Schöne an „Safehouse“ ist: Das Spiel macht unabhängig vom Ergebnis Spaß. Der Weg ist das Ziel, und in den meisten Fällen wollen die Spieler nach einer Partie gleich nochmals in diese andere Welt abtauchen und sich erneut zum Safehouse hetzen lassen.

Sebastian Fitzek/Marco Teubner: Safehouse, moses Verlag, 2-4 Spieler ab 12 Jahren, ca. 30 Minuten, 34,95 Euro.

Zur Person Sebastian Fitzek: Erst Urheberrecht, dann Psychothriller

Sebastian Fitzek wurde am 13. Oktober 1971 in Berlin geboren und schreibt seit 2006 Psychothriller, die alle Bestseller und in 24 Sprachen übersetzt wurden. Am 25. Oktober wird sein nächstes Buch erscheinen: „Flugangst 7A“. Seine Werke sind Vorlagen für Theateradaptionen und Filme. Nach dem Abitur studierte Fitzek Tiermedizin und dann Jura. Er promovierte im Urheberrecht und arbeite als Chefredakteur und Programmdirektor für verschiedene Radiostationen Deutschlands.

Fitzek hat drei Kinder (vier, sechs und sieben Jahre alt), die ihn dazu gebracht haben, wieder regelmäßig zu spielen - etwa „Mensch ärgere dich nicht“, „Monopoly“ oder „Lotti Karotti“. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Sein Spiel „Safehouse“ wird er kommende Woche auf der Messe „SPIEL“ in Essen vorstellen. 

Meister des Thrillers: Sebastian Fitzek bei einer seiner Lesungen.
Meister des Thrillers: Sebastian Fitzek bei einer seiner Lesungen.
dpa