Schriftsteller Schriftsteller: Wochenpostillen aus dem Faxgerät
Halle/MZ. - In Berlin-Karow sitzt Knoblochs "Wochenpost"-Kumpel, der Journalist Rolf Pfeiffer. Auch Pfeiffer hat ein Fax, so geht die Post hin und her. Wie geht es Dir? Was machen die Schmerzen? Was die alten Kollegen? Das ist manchmal dasselbe. Hinweise auf Radio- und Fernsehsendungen, Klatsch und Tratsch. So wie sich Statler und Waldorf, die Muppet-Show-Veteranen, von ihrer Loge aus über ein Bühnengeschehen beugen, das sie verachten, widmen sich Pfeiffer und Knobloch dem neuen Deutschland. Nachzulesen im "Schriftwechsel 1997-2003", einem launig-galligen Blick auf den Nachwende-Osten. Da ist auch Verachtung. Pfeiffer über die Memoiren des "Prisma"-Promi-Journalisten Karl-Heinz Gerstner: "Daß der ein Nazi und dann ein Ziehkind der Normannenstraße war, ist ja nicht unbekannt. Aber muß sich dieser Mensch, nachdem bereits Gras darüber wuchs, mit 88 Jahren noch den Tort antun, öffentlich ein autobiografisches Lügengespinst zu weben?" Knobloch ist weniger entschieden: "ABER: Dieser G. hat in Paris seine bis heute Ehefrau als Jüdin gerettet!"
Da ist Trauer. Über den Kollegen und Autor Jürgen Borchert, der sich unter öffentlichem IM-Verdacht 2000 das Leben nimmt. Knobloch: "Ich dachte immer beruhigt, Borchert würde mir einen Nachruf schreiben." Und da ist Witz. 1942 sollte der Wehrmachtssoldat und spätere Satiriker Hans-Georg Stengel ins Stalingrad-Feuer geschickt werden. Was Knobloch weiß: "Da entdeckte ihn der Bataillonskommandant und rief: ,Aber doch nicht Stengel! Wer soll uns denn den Weihnachtsmann machen?!!!"
Erinnerungen, so auch diese. Knobloch am 28. Februar 2001: "Montag kam aus Halle Fred Reinke. Ein seriöser Mann von der ,Mitteldeutschen Zeitung', dem ich gerührt sagte, seine sei die einzige aus dem Neu-Fünfland, die sich um mich noch kümmere. Es wirken überall junge Dynamos aus dem anderen Land, die von nix mehr wissen." Reinke starb 2002, Knobloch im Jahr darauf. So hält dieses Buch Menschen und Zeiten. Und Haltungen, die sich Begriffen verdanken.