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Schriftsteller Schriftsteller: Maxim Biller ist sauer auf die Deutschen

06.12.2006, 18:14
«Ich, der ich immer so ein guter Deutscher war, habe am Ende dieses deutschen Sommers beschlossen, aus Deutschland wegzugehen», schreibt Maxim Biller. (Foto: dpa)
«Ich, der ich immer so ein guter Deutscher war, habe am Ende dieses deutschen Sommers beschlossen, aus Deutschland wegzugehen», schreibt Maxim Biller. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Darin kritisiert Biller vor allem den Umgang der deutschen Öffentlichkeit mit Israel und einen seiner Meinung nach wiederaufkeimenden Nationalismus.

«Ich werde dorthin ziehen, wo Autobusse in die Luft fliegen undKatjuschas vom Himmel regnen», schreibt der 46-Jährige. Ob Biller damit tatsächlich auch Israel meint, ließ er in der Kolumne offen. Auf dpa-Nachfrage wollte Biller auch nicht sagen, wann er Deutschland verlassen werde.

In seinem Beitrag zieht Biller eine Bilanz dieses Jahres vor demHintergrund der schwarz-rot-goldenen Euphorie während der Fußball-Weltmeisterschaft und sieht eine «schlechte deutsche Revolution» in Gang. Ende Juni habe es in Deutschland mehr deutsche Fahnen als inPakistan Koranschulen gegeben. «Die Fahnenschwinger» hätten dabeimeist darüber geredet, wie «großartig es sei, ein entspannterDeutscher» zu sein. «Das, kurz gesagt, ist jemand, dem Hitler alsGroßvater nicht mehr peinlich ist.»

Biller kritisierte auch die Berichterstattung und Reaktionen aufden jüngsten Libanon-Krieg. «Die Araber schossen auf die Israelis,die schossen zurück, und in Deutschland wurde mitgekämpft». «Freundeund Feinde der Vergangenheitsbewältigung» hätten dabei zum ersten Mallaut gesagt, was sie früher nur gedacht hätten: «Dass Israel, derJude unter den Nationen, hoffentlich bald vom Globus verschwindet».Dabei habe sich der jüdische Staat nur «gegen die Nazis im NahenOsten» verteidigt.

Der Schriftsteller kritisiert auch den Streitverlauf um die SS-Vorwürfe gegen den Literaturnobelpreisträger Günter Grass. EinDutzend antifaschistischer Deutscher wie Walter Jens, Walter Höllererund Günter Eich seien im «nationalrevolutionären Eifer» an «diepublizistische Wand» gestellt worden, weil sie «mal als Kinder mitden Nazis Murmeln» gespielt hätten. Biller warf auch dem im Septembergestorbenen Publizisten Joachim Fest vor, den früheren NS-Rüstungsminister Albert Speer zur Premiere seiner Hitler-Biografieals Ehrengast eingeladen zu haben.

Der 1960 geborene Biller hat mit seinen Kolumnen und Texten immerwieder für kontroverse Reaktionen gesorgt. Sein Roman «Esra» war nacheiner Klage von Billers ehemaliger Freundin und ihrer Mutter wegenVerletzung der Persönlichkeitsrecht verboten worden. Dagegen hatteviele Schriftsteller und Verlage protestiert.