1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Schön räudig: The Jim Jones Revue in Hochform

Schön räudig: The Jim Jones Revue in Hochform

Von Werner Herpell 22.11.2012, 15:37

Berlin/dpa. - Schön, dass es auch heute noch Bands gibt, die ganz altmodisch und ohne schamhafte Ironie zum dunklen, sündigen Herz des klassischen Rock 'n' Roll vordringen wollen. The Jim Jones Revue aus London gehört definitiv dazu.

Mit «The Savage Heart» (Pias) gelingt dem 2004 gegründeten Quintett eine furiose Mischung aus Rockabilly, Garagen-Blues, Punk und Piano-Boogie, irgendwo zwischen Jon Spencer Blues Explosion, Iggy & The Stooges, The Gun Club und Screamin' Jay Hawkins. Neu gegenüber den beiden Vorgängerstudioalben ist der verstärkte Einsatz eines entfesselten Barrelhouse-Klaviers, das jedem Song seinen Stempel aufdrückt.

Manchmal klingt The Jim Jones Revue wie eine Horde angetrunkener Kneipenmusiker («7 Times Around The World»), im nächsten Moment wie die druckvolle Begleitcombo eines Jerry Lee Lewis in Höchstform («Where Da Money Go?»). Dennoch sieht Sänger und Gitarrist Jim Jones seine wilde Truppe nicht als Revivalband: «Zwar blicken wir zurück auf die Wurzeln des Rock 'n' Roll, aber wir gehen nach vorn.»

Will heißen: Das von Jim Sclavunos (Grinderman, Nick Cave & The Bad Seeds) knochentrocken produzierte Album sollte auch jedem gefallen, der sich die jüngsten Meisterwerke von Jack White oder The Black Keys zugelegt hat. Denn das ist in etwa die Liga, in der The Jim Jones Revue mit ihrem fiebrigen, räudigen Neo-Bluesrock inzwischen spielt.

Neben den Power-Akkorden des neuen Pianisten Henri Herbert steht natürlich immer noch die grandiose Stimme von Jim Jones im Mittelpunkt der Show: ein durchdringendes Reibeisengebrüll, mit dem der Frontmann in kleinen Clubs vermutlich keinerlei Verstärkeranlage benötigt. Darauf darf man sich jetzt schon freuen, denn im Dezember kommt The Jim Jones Revue für zwei Konzerte nach Deutschland.

Dann wird die Truppe vermutlich beweisen, dass sie nicht nur die rauen Seiten des Fifties-Rock 'n' Roll drauf hat, sondern auch die zärtlichen. Denn Crooner-Balladen können Jones und seine vier Lederjacken-Jungs ebenfalls: Mit dem Schleicher «Midnight Oceans & The Savage Heart» lassen sie zum Abschluss ihres tollen dritten Studioalbums glatt Roy Orbison wieder auferstehen.

Konzerte: 9.12. Köln, Gebäude 9; 16.12. Berlin, White Trash

Website