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Schloss Schönhausen  Schloss Schönhausen : So empfing die DDR internationale Promis

Von Andreas Montag 17.05.2016, 17:22
Das Damenbadezimmer grüßt mit dem ganzen Charme der DDR.
Das Damenbadezimmer grüßt mit dem ganzen Charme der DDR. DPA

Berlin - Der Park ist reizend, das barocke Schlösschen eine Augenweide. Hier, in Niederschönhausen am Rande von Pankow (Pankoff, wie man zu Frontstadtzeiten in West-Berlin sagte), ist die Trefferdichte in Sachen deutscher Geschichte besonders hoch. Am benachbarten Majakowski-Ring siedelten einst, bevor sie in die Waldsiedlung Wandlitz, die eigentlich zu Bernau gehört, abschwirrten, die Würdenträger des Arbeiter- und Bauernstaates.

Lotte Ulbricht hat, nachdem ihr Mann Walter Ulbricht im Jahr 1973 gestorben war, noch bis zu ihrem eigenen Tod im Jahr 2002 dort gewohnt. Und um die Ecke liegt eben das Schloss, in dem schon die preußische Königin Elisabeth Christine schöne Sommertage verlebte, bevor es zu DDR-Zeiten erst dem Präsidenten Wilhelm Pieck bis zu seinem Tod 1960 als Amtssitz diente, danach dem von Ulbricht erfundenen Staatsrat, der 1964 in den Neubau in Berlin-Mitte umzog. 1965 schlug die Stunde der Staatsgäste.

Wie es denen erging - in Ost und Ost - zeigt jetzt eine reizvolle Doppelausstellung, die noch bis zum 3. Juli in Schönhausen, vom 30. Juli an dann auf Schloss Augustusburg im rheinländischen Brühl präsentiert wird. Und weil es dabei eben gewissermaßen um eine Staatsangelegenheit höherer Wichtigkeit geht, ist der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck auch der Schirmherr.

Im Schloss Schönhausen dominiert nun, allein schon wegen der Örtlichkeit, die Erinnerung daran, wie die DDR die Polit-Promis empfangen und beherbergt hat - allein, das Bemühen, auch eine gewisse Parallelität herauszustellen zwischen den beiden, einander nicht eben liebevoll zugetanen deutschen Staaten, macht das Unternehmen zusätzlich reizvoll.

Da findet man gleich eingangs ein Flugblatt, mit dem die Ost-Berliner Bürger aufgefordert wurden, winke, winke zu machen zu Ehren des Genossen Josip Broz Tito aus Jugoslawien, der später freilich in Ungnade fiel. Und daneben hängt die Bitte aus dem Westen, für die deutschen Repräsentanten, am Schloss Augustusburg Spalier zu stehen. Interessant ist auch, die Tellerchen und Gläser, artig aufgereiht und halbe, halbe geteilt nach Ost und West, auf der Tafel im Festsaal zu sehen. Da sind die Unterschiede nicht so riesengroß. Deutlich anders sieht es bei den Kleidervorschriften aus, die für die Diplomaten galten: Während die Herren der Bundesrepublik mit Fräcken, Ordensbändern und Schärpen aussahen, als kämen sie geradewegs vom Wiener Opernball, trugen die Ostler auf internationalem Parkett eher schlecht sitzende Anzüge, die wohl aus dem VEB Herrenkonfektion stammten.

Richtig putzig wird es bei der Inneneinrichtung von Schloss Schönhausen. Mit allem, was der gute alte schlechte Geschmack hergab, wurden Staatspräsidenten und Generalsekretäre auf ein neorokokohaftes Sofa genötigt zum obligatorischen Fototermin mit dem gastgebenden Genossen Honecker.

Allerdings schaffte es nicht jedes der Bilder auch in die DDR-Presse - jenes zum Beispiel nicht, auf dem der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro keck eine Zigarre im Mundwinkel wippen lässt. Der Katalog zur Ausstellung hält diese respektlose Kostbarkeit fest. Was man gegenständlich bewundern kann, sind die privaten Gemächer für die Gäste, die lila Fliesen im Damenbadezimmer schießen dabei eindeutig den Vogel ab. Hier haben Indira Gandhi und Raissa Gorbatschowa geplanscht. Leider weiß man nicht, was ihnen dabei durch den Kopf gegangen ist. (mz)

Schloss Schönhausen, bis zum 3. Juli tägl. außer montags 10-18 Uhr, Eintritt 6, erm. 5 Euro.

Das Protokollsofa in Neorokoko für Fototermine mit Staatsgästen
Das Protokollsofa in Neorokoko für Fototermine mit Staatsgästen
DPA
Treppenaufgang im Schloss
Treppenaufgang im Schloss
DPA