Schloss Augustusburg Schloss Augustusburg: Udo grüßt den Stanislaw

augustusburg/dpa. - Lindenberg, damals 37, hatte den DDR-Unterhändlern zuvor zugesichert, bei "Rock für den Frieden" auf seinen "Sonderzug nach Pankow" zu verzichten. Der Text des kurz zuvor veröffentlichten Liedes stimme ja momentan nicht, schließlich sei "Erich", der "Oberindianer", kein "sturer Schrat", immerhin lasse ihn Staatsratschef Honecker ja nun singen im "Arbeiter- und Bauern-Staat". So erklärte Lindenberg es damals kurz vor seiner Abreise.
Knapp 29 Jahre später hätte es fast wieder einen seltsamen Auftritt im Osten gegeben. Der inzwischen 66-Jährige sollte zur Eröffnung seiner "Udo"-Ausstellung auf Schloss Augustusburg bei Chemnitz live auftreten - und ein "Klubkonzert" in der Schlosskirche geben. 260 Gäste hätten da hineingepasst, ein Großteil davon war natürlich geladen, darunter Politprominenz wie Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Und 3000 Fans hätten den Auftritt zwar auch verfolgen dürfen, aber nur per Leinwand-Übertragung. Aber nicht mit Udo. "Happy Augustusburg! Ich spiele für Euch im Innenhof, für alle!" ließ er vor ein paar Tagen erklären und die Bühne kurzerhand unter den freien Himmel verlegen.
In diesem Rahmen fiel das Grußwort des - dabei Kaugummi kauenden - Ministerpräsidenten dann kürzer aus als erwartet. "Keine Panik auf der Titanic - alles klar auf der Andrea Doria", flötete Tillich tapfer ins Mikrofon. "Schön, Stanislaw, dass er auch hier ist", trötete Lindenberg später zurück, bevor er gemeinsam mit seiner Band auf eine viel umjubelte Zeitreise ging. Mit dem vier Jahre alten "Mein Ding" begann Lindenberg seine zweistündige Zeitreise, bei der etwa "Cello" und "Andrea Doria" aus den 70-ern und der "Sonderzug" und "Horizont" aus den 80-ern nicht fehlen durften. "Reeperbahn" gab es als erste von drei Zugaben, ganz zum Schluss versprach Lindenberg, dass man sich "ganz bald wieder" sehe.
Die Ausstellung "Udo" gewährt tiefe Einblicke in den Schaffensdrang des seit 40 Jahren erfolgreichen Künstlers: Konzertmitschnitte, Schallplatten-Cover, Songtext-Fragmente, Instrumente künden vom Rocker-Leben. Großformatige Likörelle zeigen aber auch den Maler Lindenberg. Laudator Christoph Stölzl, der Präsident der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt, nennt ihn nicht nur eine "lebende Legende", sondern auch eine "riesige Doppelbegabung": Lindenberg könne "nicht nur wunderbar singen, sondern auch wunderbar malen".