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Schauspielerin Schauspielerin: An ihrem Geburtstag steht sie in Essen auf der Bühne

Von Thomas Kunze 09.12.2005, 07:46
Die Schauspielerin Jutta Wachowiak als Irrenärztin Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd in einer Szene zum Stück «Die Physiker» von Friedrich Dürrenmatt am Deutschen Theater Berlin. (Archivfoto: dpa)
Die Schauspielerin Jutta Wachowiak als Irrenärztin Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd in einer Szene zum Stück «Die Physiker» von Friedrich Dürrenmatt am Deutschen Theater Berlin. (Archivfoto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/Essen/dpa. - «Das ist entsetzlich, eigentlich müsste ich jetzt für meine nächste Rolle inder Kriminalkomödie "Acht Frauen" von Robert Thomas proben», flüstertJutta Wachowiak. Die Premiere ist für den 17. Dezember vorgesehen, essoll ihr eigentlicher Einstand an der neuen beruflichen Heimstattsein.

Zwar ist die gebürtige Berlinerin noch immer am Deutschen Theaterin der Hauptstadt engagiert, wo sie seit 35 Jahren wirkt, aber nurmit einem Bein. «Am DT fühle ich mich seit Jahren unterfordert»,meint sie. Jetzt wagt die Schauspielerin den Neuanfang in Essen. Vonder nächsten Spielzeit an wird sie dort fest zum Ensemble gehören. ImFrühjahr spielt sie in der Neuinszenierung von Werner Schwabs«Volksvernichtung».

Jutta Wachowiak fühlte sich früh zur Bühne hingezogen. «Dasverdanke ich meiner Mutter, die mich häufig mit ins Theater nahm»,erzählt sie. «Sie war oft verzweifelt und weinte wegen familiärerProbleme, aber auf dem Rückweg vom Theater war sie glücklich. Alskleines Mädchen spürte ich: Wenn Theater so etwas bewirken kann, musses etwas Großes sein.» Bevor die junge Frau dem Drang zur Bühnenachgab, absolvierte sie auf Drängen der Mutter eine Lehre alsSekretärin. An der Schauspielschule in Berlin wurde sie abgelehnt,aber 1961 an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg zugelassen.Schon als Studentin bekam sie erste kleine Filmrollen.

Nach dem ersten Engagement am Hans Otto Theater Potsdam ging sie1968 nach Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), wo sie als Luise in «Kabale undLiebe» brillierte. 1970 kam die Charakterschauspielerin ans DeutscheTheater. Dort gab sie unter anderem die Sonja in «Onkel Wanja», dieTitelrolle in «Maria Stuart» und die Mutter Wolfen in ThomasLanghoffs legendärer Inszenierung des «Biberpelz». Sie spielte unterRegisseuren wie Friedo Solter und Wolfgang Heinz.

Obwohl die Mutter von zwei Töchtern immer wieder bei derFilmgesellschaft Defa und beim DDR-Fernsehen drehte, wurde Wachowiakals Filmschauspielerin relativ spät bekannt. Ihr beeindruckenderAuftritt in dem Defa-Film «Die Verlobte» machte sie berühmt. Sieselbst zählt auch «Märkische Forschungen» von Roland Gräf zu ihrenschönsten Arbeiten, über 50 Film- und Fernsehrollen wurden esinsgesamt - und immer noch hat sie Lampenfieber. In den letztenJahren spielte Wachowiak unter anderem in «Der Trinker» von TomToelle als Partnerin von Harald Juhnke und in der Uwe-Johnson-Verfilmung «Jahrestage» von Margarethe von Trotta.

Im Wendeherbst 1989 zählte sie zu den Initiatoren der großenDemonstration am 4. November auf dem Berliner Alexanderplatz, auf dereine halbe Million Menschen gegen das SED-Regime protestierten.Später beklagte sie in einem Fernsehinterview, die Lebenserfahrungder Ostdeutschen werde im wiedervereinigten Deutschland zu weniggeachtet.

In den vergangen Jahren durchlebte die Schauspielerin nach eigenemBekenntnis eine Alterskrise. «Ich konnte mich selbst nicht leiden,ich nahm mir den körperlichen Verfall übel», sagt sie. «Aberinzwischen bin ich wieder absolut einverstanden mit mir.» AmDeutschen Theater ist die Wachowiak derzeit noch zu sehen unteranderem als Amanda in «Die Glasmenagerie» und als Doktor Mathilde vonZahnd in Dürrenmatts «Die Physiker».