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Sängerin Sängerin: «Der Spatz von Avignon» wird 60

Von Sabine Glaubitz 21.07.2006, 10:47
Am Samstag (22.07.2006) feiert die Sängerin Mireille Mathieu ihren 60. Geburtstag (Archivfoto vom 17. November 2004). (Foto: dpa)
Am Samstag (22.07.2006) feiert die Sängerin Mireille Mathieu ihren 60. Geburtstag (Archivfoto vom 17. November 2004). (Foto: dpa) dpa

Paris/dpa. - Derausverkaufte Saal würdigte die knapp 1,50 Meter große Französin ausdem südfranzösischen Avignon mit zehnminütigen Ovationen. Mathieu,die am kommenden Samstag (22. Juli) 60 Jahre alt wird, hat mit 122verkauften Platten und 38. Alben nichts von ihrer Beliebtheitverloren - auch wenn es um sie in den vergangenen Jahren stillergeworden ist.

Doch trotz ihres erfolgreichen Auftritts glaubt die Sängerinnicht, dass sie in der heutigen Musikwelt nochmals Karriere machenkönnte. Es fehle an Emotionen und Gefühlen. «Ich bin zum richtigenZeitpunkt entdeckt worden», sagte sie anlässlich ihres Jubiläums, mitdem sie ihren Auftritt im Jahr 1965 in einer Fernsehsendung feierte.In dieser Sendung war sie wie die Heilige Jungfrau von Orléansfrisiert und sang im kurzen schwarzen Kleid. Kurz darauf trat siebereits im Mekka des Showbusiness', im «Olympia» in Paris, auf.

Die Lebensgeschichte der stimmgewaltigen, zierlichen Sängerinliest sich wie ein modernes Aschenputtel-Märchen: Sie wuchs alsälteste von vierzehn Kindern in bescheidenen Verhältnissen auf.Mireille, die früh an verschiedenen Talentwettbewerben teilnahm,schaffte es 1964, mit Edith Piafs «Jezebel» den Ausscheidung fürunbekannte Talente in Avignon zu gewinnen. Im Publikum saß damals derTalentsucher Johnny Stark, der schon Yves Montand, Françoise Hardy,Johnny Hallyday und Silvie Vartan entdeckt und gemanagt hatte. Damitbegann eine kometenhafte Karriere, die nach dem sensationellenFernsehauftritt aus der einstigen Hilfsarbeiterin einerKonservenfabrik über Nacht einen Star machte.

Von dem ersten Hit der damals 17-Jährigen, «Mon Credo», waren inwenigen Wochen eine Million Exemplare vergriffen. International ginges 1966 steil nach oben, als sie bei ihrer ersten Amerika-Tournee mitdem französischen Grandseigneur des Chansons, Maurice Chevalier(1888-1972), im Waldorf Astoria Hotel in New York auf der Bühnestand. Als Mireilles Eltern im selben Jahr Nachwuchs bekamen,übernahm Staatspräsident Charles de Gaulle für das 14. Kind derSteinmetz-Familie die Patenschaft.

In Deutschland jubelte ihr das Publikum erstmals 1967 zu, wo sieein häufiger Gast auf Bühnen und im Fernsehen war. Das Publikumzeigte sich begeistert von ihrer glockenhellen Stimme und ihremunvergleichlichen Vibrato. Ihr erster auf Deutsch gesungener Hitlautete «Hinter den Kulissen von Paris», ihm folgten «AkropolisAdieu», «An einem Sonntag in Avignon» oder «In den Armen DeinerZärtlichkeit».

So wurde «Mimi» für das internationale Publikum zum «neuenSpatzen», auch wenn ihr Leben und ihre Karriere in ganz anderenBahnen verliefen, als das der mythischen Edith Piaf. Kritiker hattenbemängelt, dass Mathieu die knisternde Erotik erlebter Leidenschaftenabginge. «Der Richtige ist mir nicht begegnet», pflegte die alshäuslich, familienverbunden und religiös, aber auch eigenwilliggeltende Multi-Millionärin zu sagen, die heute zurückgezogen miteiner ihrer Schwestern im vornehmen Neuilly bei Paris lebt. Siefindet ihr Glück im Applaus des Publikums, dem sie, wie sie bei ihremAuftritt im vergangenen Jahr sagte, «bis ans Ende ihres Lebensgehören wird».