Salzlandkreis Salzlandkreis: Holzschnitte aus der Renaissance in Autobahnkirche entdeckt

Brumby/dapd. - Die Fragmente hätten sich unter barocken Leinwandgemälden an der unteren Südempore befunden, sagte die zuständige Gebietsreferentin des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Birthe Rüdiger, am Dienstag in Brumby.
Die acht Holzschnitte, die in unterschiedlich gutem Zustand erhalten sind, zeigen unter anderem die Jungfrauen am Grabe, die Bekehrung des Paulus, die Kreuzigung und die Himmelfahrt. Am besten erhalten ist das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen aus dem Matthäus-Evangelium.
Anhand der Motive der Renaissance-Architektur und der Kleidung der Personen könne man die Entstehung der Funde auf die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts datieren, sagte Rüdiger. Die Holzschnitte kamen offenbar ursprünglich aus Leipzig und Nürnberg. Dies habe man den teilweise vorhandenen Signaturen von Nürnberger und Leipziger Holzschneidern entnehmen können, erklärte Rüdiger. Wie die Holzschnitte nach Brumby gekommen seien, könne sie sich jedoch nicht erklären.
Zwtl.: Restauratorin entdeckte „wunderschöne“ Linien und Köpfe
Bei der Restaurierung von stark in Mitleidenschaft genommenen Ölgemälden in der Kirche war die leitende Restauratorin, Helma-Konstanze Groll, auf die Fragmente gestoßen. Beim Ablösen der auf den Emporen festgeklebten Gemälde habe sie plötzlich „wunderschöne“ Linien und Köpfe entdeckt, erinnerte sich Groll. Aus Angst etwas zu zerstören, habe sie sofort die Arbeiten abgebrochen und das Landesamt für Denkmalschutz über ihren Fund informiert.
„Wir haben uns hier zu einer Krisensitzung getroffen“, sagte die Sachgebietsleiterin für Restaurierungen des Landesamts für Denkmalpflege, Karoline Danz. Einerseits sei der historische Fund natürlich eine große Freude gewesen, andererseits müsste die Restaurierung an der Kirche jedoch fortgeführt werden.
Die Fragmente sind noch bis Sonntag der Öffentlichkeit zugänglich. Danach werden sie wieder unter den Gemälden der Empore verschwinden. „Die Gemeinde will die Kirche in ihrem überlieferten Zustand erhalten sehen“, erklärte Pfarrer Gottfried Eggebrecht. Deshalb sollten die Ölgemälde wieder an ihren ursprünglichen Orte zurück.
Die Fragmente werden jedoch nach Angaben des Landesamtes für Denkmalpflege mit einer Folie abgedeckt und somit unter den Ölgemälden geschützt. Zudem soll es für die Öffentlichkeit eine Fotoausstellung mit den Funden in der Turmhalle der Kirche geben.