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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Kreativ-Appell verärgert die Theater

Von ANDREAS HILLGER 06.03.2011, 19:09

Halle (Saale)/MZ. - Wörtlich sagte er, die Bühnen sollten jene Menschen animieren, die sie zwar mit finanzieren, aber nicht besuchen würden. "Dies würde nicht nur die Platz-Auslastung erhöhen, sondern mehr Menschen dem Theater- und Musikleben näher bringen. Eine höhere Auslastung immer gleich mit einem geringeren künstlerischen Anspruch gleichzusetzen, kommt für mich einer ,Publikumsbeschimpfung' gleich, um den Titel eines Stückes von Peter Handke zu zitieren." Böhmer forderte von den Häusern, neue Wege der Finanzierung zu beschreiten: Dafür ist Kreativität nötig - aber gerade an Kreativität sollte es der Theater- und Musikszene nicht mangeln."

Unter den Künstlern des Landes hat dieser erneute Appell zwei Wochen vor der Landtagswahl Befremden ausgelöst. Der Dessauer Generalintendant André Bücker nannte es "infam, dass man Künstlern unterstellt, sie würden gezielt am Publikum vorbei inszenieren." Was aber die Kreativität betreffe, so arbeite man in Sachsen-Anhalts Theatern ohnehin seit Jahren nach dem Motto "Not macht erfinderisch". Und Matthias Brenner, designierter Intendant des Neuen Theaters in Halle, verwies auf ein Zitat des früheren Bundes-Außenministers Hans-Dietrich Genscher (FDP). Der habe zur Kulturförderung einmal gesagt, Theater sei "kein Mehrheitsbeschluss und kein industrieller Vorgang". Natürlich dürfe über Höhe und Verteilung der Gelder diskutiert werden. "Aber das passiert ja sowieso permanent - genau wie das Kürzen."

Den Handlungsbedarf untersetzt Böhmer mit Zahlen: Rund 260 Millionen Euro fließen in Sachsen-Anhalt in Kulturförderung. Damit liege man unter den deutschen Flächenländern an dritter Stelle. Und mehr als 41 Prozent dieser Mittel werde für Theater- und Musikförderung ausgegeben. Das sei vier Mal so viel, wie für Denkmalschutz und -pflege zur Verfügung stehe.

Ausdrücklich betont Wolfgang Böhmer, dass die "Freiheit der Kunst als hohes Gut" anzuerkennen sei - und dass es nicht darum gehe, Theatern oder Kunst Geld zu entziehen.