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Ruine Ruine: Zerstörte Gubiner Hauptkirche vor Wiederaufbau

10.05.2006, 08:02
Blick in die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Hauptkirche im polnischen Gubin, der Nachbarstadt von Guben in Brandenburg (Foto vom 08.05.2006). (Foto: dpa)
Blick in die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Hauptkirche im polnischen Gubin, der Nachbarstadt von Guben in Brandenburg (Foto vom 08.05.2006). (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Guben/Gubin/dpa. - . Auch die vor dem Krieg dicht bebauteInnenstadt hat sich an dieser Stelle noch immer nicht von den Folgendes Krieges erholt und wirkt wie ein großer Park, weil viele Häusernicht wiederaufgebaut wurden.

Nun gibt es nach langer Zeit konkrete Pläne, die stark zerstörteStadt- und Hauptkirche im historischen Zentrum der alten TextilstadtGuben herzurichten. Dazu hat sich auf polnischer Seite eine Stiftungund in Brandenburg ein Förderverein gegründet; beide arbeiten engzusammen. Die Schwesterstädte diesseits und jenseits der Neiße sindetwa gleich groß und haben zusammen rund 40 000 Einwohner, von denenviele arbeitslos sind.

Initiator des Vorhabens ist das Gubener Familienunternehmen derBäckerei Dreißig, die ein großes Filialnetz im Süden Brandenburgsbesitzt. Sie holte sich mit dem Bürgermeister von Guben, Klaus-DieterHübner (FDP), und dem Vizekanzler der Europa-Universität Viadrina inFrankfurt (Oder), Gunther Quiel, engagierte Partner ins Boot. ZumStiftungsrat gehören auch fünf polnische Interessenten, darunter diekatholische Gemeinde und ein Unternehmer.

Einen Verbündeten fanden sie in Rolf Kuhn, Geschäftsführer derInternationalen Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land in derNiederlausitz. Inzwischen gehört der geplante Wiederaufbau der Kirchezum IBA-Projekt «Frankfurter Straße». Diese Straße wurde vor einigerZeit zur schicken Einkaufsmeile der Gubener und ihrer Gäste umgebautund verbindet die Doppelstadt über die Grenzbrücke an der Neiße bisdirekt zur Kirchenruine.

«Die Gubiner Kirche soll zunächst gesichert werden», sagt IBA-ChefKuhn. «Auf welche Weise der später einmal sanierte Bau dann genutztwerden kann, muss sich noch herausstellen.» Ein polnischesArchitekten-Team habe vorgeschlagen, das Kirchenschiff, das kein Dachmehr hat und innen voller Schuttberge ist, mit einem gläsernen Kubuszu umbauen. Doch ob diese Idee realisiert wird, steht noch genau soin den Sternen wie die Dauer der Bauarbeiten und deren Finanzierung.

Mit den ersten Arbeiten an der Kirchenruine gehe es bald los,versichert der Stiftungsvorsitzende Bartlomiej Bartczak. «Wir wollennoch in diesem Jahr den oberen Teil des Kirchturmes baulich sichern.»Später sollen wieder Treppen im Turm eingebaut werden, denn die altenHolzstiegen verbrannten durch den Beschuss in den letzten Kriegstagen1945. Die Denkmalschutzbehörde in Zielona Gora (Grünberg) will einenTeil der zunächst auf umgerechnet 280 000 Euro veranschlagten Kostenübernehmen.

Auch vom Kulturministerium in Warschau erhoffe man sichUnterstützung, erzählt Bartczak. «Die Kirche soll nicht nur fürökumenische Veranstaltungen genutzt werden. Wir wollen dort auch eineBegegnungsstätte von Polen und Deutschen einrichten sowieAusstellungen und Konzerte veranstalten.»

Der Vorsitzende des deutschen Fördervereins, Gunther Quiel, hebtebenfalls die völkerverbindende Bedeutung der Gubiner Kirche hervor.«Sie soll ein Symbol der Versöhnung zwischen Deutschen und Polenwerden», beschreibt er seine Vision. «Wir wollen mit ihrer Sanierungzugleich den Aufbau einer gemeinsamen Innenstadt starten und vieleInitiativen vor allem von privaten Investoren auslösen.»

Für den 1. Beigeordneten der Stadt Guben, Fred Mahro, reihen sichdie Arbeiten an der Kirche ein in die von den Stadtverordneten derDoppelstadt beschlossene gemeinsamen Stadtentwicklung bis 2030 und indas geplante Projekt einer Europäischen Gartenbauausstellung an derNeiße. Dazu gehören auch im Rahmen des Projektes Neiße-Terrassen derAbriss von alten Fabrikgebäuden der Gubener Wolle, so dass sich dieStadt zum Fluss hin öffnen kann. Dies soll durch den Bau einerFußgängerbrücke zur polnischen Neiße-Insel erleichtert werden.